Eine kleine Einführung in die Querfront Querfront: Alte Werte neu verpackt

Politik

5. Mai 2014

Über Zusammenhänge von vermeintlich bürgernahem Protest und rechtspopulistischer Meinungsmache.

«Autonome Nationalisten» an einer N-Demo in Nordhausen.
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«Autonome Nationalisten» an einer N-Demo in Nordhausen. Foto: Bilderspender (PD)

5. Mai 2014
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"Jetzt müssen wir halt mal zusammenhalten," "Rechts und Links, das ist Haarspalterei, es gibt nur einen Feind," "Darüber machen wir uns Gedanken, wenn wir erst mal die Regierung los sind." Immer wieder kann man in letzter Zeit solche oder ähnliche Sätze lesen und hören. Es scheint fast so als würde es tatsächlich nur einen Feind geben. Einen Feind der uns nach dem Prinzip "divide et empira (teile und herrsche)" gespalten hat. In ein rechtes und ein linkes Lager. Ist dem wirklich so? Gibt es Rechts und Links nicht mehr? Sind das nur Richtungsangaben? Angeblich haben wir nicht nur den selben Feind sondern auch die selben Ziele.

Haben Rechte und Linke tatsächlich die selben Ziele?

Rechtes Gedankengut ist immer verbunden mit Nationalismus und Rassismus. Ich möchte keinen "nationalen Frieden" bei dem es mir egal ist wie es anderen geht. Ich möchte auch nicht in einer Welt leben in der ein Mensch anhand imaginärer Grenzen am übertreten eben jener gehindert werden. Wo jemand an einen Ort befördert wird an den er nicht will, weil ihm Unterlagen fehlen oder die falschen Unterlagen vorliegen, an den er nicht will. Ich möchte schlicht gesagt in keiner Welt leben in der wichtig ist woher ich stamme und welche Religion meine Vorfahren hatten. Rechtes Gedankengut widerspricht meinen Vorstellungen von Freiheit in jedem Bereich. Nur weil die Nazis in der herrschenden Regierung den gleichen "Feind" sehen wie ich, sehe ich es als äusserst fragwürdig mit diesen Seite an Seite zu kämpfen. Wir haben nicht die selben Ziele und ich hasse die Nazis wie sie jeden aufrichtigen und andersdenkenden Menschen hassen.

Ist aber neu, können wir doch mal ausprobieren...

Ganz neu ist die Querfrontidee nicht. In der Weimarer Republik haben die Rechten bereits bei den Linken gefischt um gemeinsam gegen die Regierung vorzugehen. Man hat auch damals die Gemeinsamkeiten gesucht und eine Annäherung vorgetäuscht. Nach dem Motto "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" haben sich ein paar Sozialisten den Faschisten tatsächlich angeschlossen. Als die Sozialisten jedoch merkten, dass sie den Nationalsozialisten nur als Steigbügelhalter dienten, haben sie die NSDAP wieder verlassen. Zu diesem Zeitpunkt war es jedoch bereits zu spät. In Konzentrationslagern und Gefängnissen konnten die "Aussteiger" ihre sozialistischen Genossen wiedersehen. Auch heute bedienen sich die Rechten bei der linken Subkultur und nehmen immer mehr linke Themen ein um sie so lange zu verunstalten, bis sie mit ihrer Ideologie kompatibel sind. So wird von den "nationalen Autonomen" (ein Musterbeispiel der Querfrontstrategie) Veganismus und Tierschutz propagiert. Man wettert gegen Globalisierung und Kapitalismus.

Sie knüpfen in ihrem Auftreten und bei der Gestaltung ihrer Propagandamittel an den Stil der linken Subkulturen an, da dieser authentisch ist und bei der Jugend gut ankommt. Oftmals erkennt man selbst als überzeugter Linker erst nach dem zweiten Hinsehen, dass es sich bei der Demonstration um eine Nazidemonstration handelt. Es ist auch schon lange Strategie der Rechten sich ein "zweites Gesicht" zuzulegen. So ruft "Kamerad Dennis", ein Rechter Video Blogger, dazu auf, seine politische Einstellung vom Arbeitsplatz fern zu halten. Wer ein solches Doppelleben führen kann, wird mit hoher Warscheinlichkeit auch zu seinem politischen Mitstreiter nicht ehrlich sein. Zusammenfassend möchte ich damit ausdrücken: Ich will nicht mit vielen Menschen Zusammen eine Revoution vom Zaun treten und nachdem wir gewonnen haben an der nächsten Strassenlaterne hängen. Die Geschichte hat uns aber gezeigt, wie es läuft.

Wie können wir dagegen vorgehen?

Eine Patentlösung kann ich hier nicht geben. Wichtig ist jetzt, vielleicht sogar wichtiger denn je, aufzupassen WER einem WAS sagen möchte. Eine weitere Aktionsform wäre es eigene Demonstrationen auf die Beine zu stellen. Demonstrationen die dazu einladen sich für den Frieden einzusetzen. Aber auch Demonstrationen, die sich klar von rechtem Gedankengut distanzieren. Demonstrationen auf denen keinem homophoben, vor Sinti und Roma warnenden, Sexisteb wie Elsässer das Wort erteilt wird. Vielleicht fällt euch noch besseres ein. Diskutiert in euren Gruppen, Bekanntenkreisen und Familien. Entwickelt Konzepte und informiert die Öffentlichkeit über eure Ergebnisse. Ich wünsche euch allen viel Erfolg und hoffe, dass ein Lösungsweg gefunden wird.

Red Pepper