Salisbury, England Skripals Haustiere und meine Oma

Lyrik

9. April 2018

Shards of glass.
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Shards of glass. Foto: Nicolas Nova (CC BY-NC 2.0 cropped)

9. April 2018
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1.

Die Medien kommen auf den Hund.
Einst hiess es, es werde mal wieder eine neue Sau
Durchs Dorf getrieben. Jetzt sind es
Zwei Meerschweinchen und eine Katze,
Die über den Globus getrieben werden:
Die Meerschweinchen tot, die Katze erschöpft
In Salisbury im Haus des Doppelagenten Skripal,
Ex als Agent, noch nicht ganz Ex als Mensch.

2.

Von meiner Oma weiss ich, dass sie genervt war
Von ihren Ehemännern. Sie war genervt von
Ihrem Schwiegersohn (meinem Vater). Aber weder
Versprühte sie Gift, noch ging sie entnervt
Einem Geheimdienst zur Hand oder von der Schippe; was immer
Es bedeutet, einem Geheimdienst zur Hand zu sein,
Oder von der Schippe zu springen; da scheiss
Der Dackel drauf!

3.

Meine eine Oma hatte eine Katze, die eines Tages
Erhängt an einem Ast im Apfelbaum aufgefunden worden war.
Nur die Nachbarn redeten darüber und die Familie.
Keine Zeitung schrieb darüber. Nur im Einkaufsnetz
Verbreitete sich die Nachricht von Person zu Person
Im Laden. Meine Oma hatte gelegentlich bizarre Männer.
Einer sammelte seine Lotto-Scheine, bevor er sich,
Es war vor der Katze, im Garten aufhängte.

4.

Zwei Meerschweinchen und eine Katze (konjunktiv)
Sind tot. Millionen Menschen wird die Nachricht
Aufs Auge gedrückt. Ich weine; die armen Tiere.
Meine Oma starb des so genannten natürlichen Todes.
Woran ich sterben werde, ist ungewiss. Mir geht es
Schlecht genug, mir ist übel, ich bin selber dran schuld:
Immer und immer wieder den Scheiss zur Kenntnis zu nehmen
Statt sich zu übergeben, respektive zu kotzen.

Samuel Kröger