Eckhard Mieder S 7, Frankfurt-Darmstadt Hbf., Sonntags

Lyrik

27. März 2013

S 7, Frankfurt-Darmstadt Hbf., Sonntags.
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S 7, Frankfurt-Darmstadt Hbf., Sonntags. Foto: Ralf Roletschekwww.fahrradmonteur.de (CC BY-NC-ND 3.0)

27. März 2013
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Korrektur

Ich habe der Nonne die Tür aufgehalten,
ich habe der Nonne das Fahrrad gehalten,
als sie sich bedankte, sagte ich: So freundlich
sei ich nur sonntags, worauf sie sagte: Ein Glück,
dass es Sonntage gibt, worauf ich sagte:
Ja, sie machen ein Siebtel des Lebens aus.


Ich habe dann meinen Mund gehalten,
die Nonne hat ein Handy an ihr Ohr gehalten
und hat gesagt, dass sie eine halbe Stunde
später käme, der Fahrplan habe sie verwirrt,
und ich schaute in die Siedlungen der 60er
da draussen und fragte mich, mit wem die Nonne sprach.


Ich habe mich an der Vorstellung festgehalten,
dass sie mit Rom gesprochen haben könnte,
wo eben das Konklave beginnt, ich habe es
für möglich gehalten, dass die Nonne unterm Häubchen
Verbindung hält mit den Statthaltern der Welt,
da kommt es auf ein halbes Stündchen nicht an.


Ich habe dann weiter Ausschau gehalten,
ich habe einen Einblick erhalten ins
Frankfurter Randgebiet, wo viele es aushalten,
wie das sonntags geht, müsste ich erfragen,
und dann habe ich wieder das Fahrrad gehalten
der Nonne beim Aussteigen als sie noch sagte:


Was es für nette Leute gibt! Das halte ich,
habe ich gedacht, im Kopf nicht aus, ich und nett,
na da sollen sie mal zum Papst einen Schwarzen wählen,
dann wäre ich fröhlich und nett und würde
alle Nonnen der Welt das Fahrrad halten
und nicht nur in Darmstadt aufm Hauptbahnhof.

Eckhard Mieder

Eckhard Mieder