Eckhard Mieder Halsbänder

Lyrik

4. November 2013

Halsbänder.
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Halsbänder. Foto: Jakob Montrasio (CC BY 2.0)

4. November 2013
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Neuerdings laufen viele Menschen mit Bändern
Um den Hals durch die Stadt. Breite Bänder,
Grüne, rote, blaue, auf denen stehen die Namen
Von Banken, Firmen, Parteien, und die Bänder halten
Schlüssel zusammen. Es ist, als liefen durch die Stadt,
In gute Tücher gehüllt oder in schlabbrige Shirts,
Die Schlüsselkinder der Moderne: Ausgesetzte,
Die ihre Namen nicht mehr kennen, nur noch die Namen
Der Häuser, in denen sie gehalten werden
Wie Haustiere? Wie Sklaven laufen sie durch die Stadt,
Die Namen ihrer Herren preisend, archaisch stolz
Auf ihre Abhängigkeit, weil abhängig sind sie sicher,
Weil sicher, können sie, selbst wenn sie sich verlaufen,
Sein, weil der brave Polizist das Kind nach Hause trägt.
Sie tragen die Bänder mit den Namen ihrer Herrenhäuser
Und halten sich daran fest. Und halten so zusammen
Als Menge, als Masse der unerhört selbstbewussten
Uniformierten. Nur Hunde sonst sind so gezeichnet.

Eckhard Mieder