Mit der Stadt lässt sich einiges an Geld verdienen Stadtaufwertung von oben bedeutet: Vertreibung

Gesellschaft

3. November 2015

Gut eine Woche nach der Verhaftung des Liegenschaftsbesitzers Peter Sander kommen immer mehr der perfiden Maschen ans Tageslicht, welcher dieser anwandte, um möglichst viel Profit aus seinen Immobilen zu ziehen.

Impression - Statistisches Quartier Langstrasse - Zürich.
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Impression - Statistisches Quartier Langstrasse - Zürich. Foto: Martin E. Walder (CC BY-SA 4.0 - cropped)

3. November 2015
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So vervielfältigte Sander seinen Wohnungsbestand durch den Bau von zusätzlichen Trennwänden, um dadurch mehr Zimmer vermieten zu können. Kaputte Elemente geflickt oder Wohnungen ausgebessert wurden hingegen fast nie. Gleichzeitig jedoch verlangte Sander für seine Einzimmerwohnungen fast durchgehen über 1000 Franken im Monat.

Damit versinnbildlicht dieser die Lage im Wohnungsmarkt der Stadt Zürich. Denn auch wenn die zahlreichen weiteren StadtaufwerterInnen und ImmobilienbesitzerInnen ganz unterschiedliche Geschäftsmodelle verfolgen mögen, besteht deren gemeinsamer Nenner doch darin, möglichst viel Profit aus ihren jeweiligen Objekten zu ziehen. Und dies lässt sich letztendlich am besten durch die Steigerung der Mietseinnahmen vollziehen.

Mittlerweile ist ebenso bekannt, dass Peter Sander durch seine Wohnungen bis zu 300'000 Franken im Monat an Mieten einnehmen konnte. Was im Gegensatz zu dessen Verlautbarungen bedeutet, dass die Mietabzocke ein durchaus rentables Geschäftsmodell darstellt. Kein Wunder ist Sander längst nicht der einzige, welcher sich eines solchen Systems bedient. Dass dabei die Mieter sowohl unter den hohen Kosten als auch unter der fehlenden Wartung der Häuser zu leiden haben, spielt für solche Immobilienhaie selten eine Rolle. Denn sie wissen genau, dass angesichts des gegenwärtigen Wohnungsmarktes in der Stadt Zürich keine Alternativen zu Verfügung stehen, insbesondere dann nicht, wenn jemand mit Betreibungen oder dergleichen zu kämpfen hat.

Armutsbetroffene haben im Kapitalismus immer verloren

Viel liess sich also in den vergangenen Tagen auch über die Funktionsweise des Wohnungsmarktes in der Stadt Zürich in Erfahrung bringen. Doch statt dass nun als Lehre daraus die Mieten gesenkt, die Situation verbessert oder ganz generell die Stadtplanung im Dienste des Kapitals überdacht werden würde, findet erneut eine Vertreibung der Quartierbewohner statt. So hat Sanders Immobilienfirma den Anwohnern der Liegenschaften an der Neufrankengasse mittlerweile die Kündigung in Aussicht gestellt, weil das Unternehmen diese nun am liebsten „totalsanieren und aufwerten“ möchte und damit den Anschluss an die Europaallee sucht. Dass somit die Bewohner bald wieder mit leeren Händen dastehen, ist sowohl Peter Sander als auch der Stadt Zürich egal.

Denn auch dieser ging es nie um das Wohl der häufig armutsbetroffenen Mieter an der Neufrankengasse, sondern vielmehr um die Stadtaufwertung im Dienste der Besitzenden; allen voran dem Sozialamt unter Raphael Golta (SP). So beklagte dieser unlängst „Lotterhäuser ziehen Sozialfälle nach Zürich“, und macht damit die Sozialfälle, nicht jedoch die Lotterhäuser zum Problem. Dabei blendet er bewusst aus, dass das wahre Problem in der der Stadtaufwertung und der Profitlogik des Kapitalismus zu suchen ist und nicht bei denjenigen, die darunter zu leiden haben.

Stadtaufwertung von oben bedeutet: Vertreibung. – Für eine Stadtaufwertung von unten!

Miethaie enteignen – Quartiere verteidigen

ra