Eine Dokumentation über die Zürcher Besetzerszene Allein machen sie dich ein

Gesellschaft

30. November 2015

Eine Dokumentation über die Zürcher Besetzerszene von den frühen Anfängen bis 1994 in 10 Teilen. Anhand von original Film- und Ton-Dokumenten wird die Entwicklung der Bewegung aufgezeigt.

Die Rote Fabrik heute im Jahr 2015 in Zürich-Wollishofen.
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Die Rote Fabrik heute im Jahr 2015 in Zürich-Wollishofen. Foto: © Roland FischerWikimedia Commons (CC BY-SA 3.0 unported - cropped)

30. November 2015
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Bereits in den 50er-Jahren sammelte die Zürcher Jugend an den drei Züri-Festern Geld für ein Jugendhaus — ausdrücklich für die Jugendlichen, welche sich nicht in Vereinen organisieren wollten und liessen. 1980 wartete ‚die Jugend' immer noch. Ein kurzer Rückblick auf die erstmalige Forderung eines AJZ in den 60ern, das erste Allmendfest und die Besetzungen an der Venedig- und Hegibachstrasse leiten über zu den bewegten 80ern.

Das Ringen um die Rote Fabrik, das Schindlergut und die Aktivitäten der Gruppe ‚Luft und Lärm' legen u.a. den Boden für die Opernhaus-Demonstration am 30. Mai 1980.

Am 28. Juni wird das AJZ an der Limmatstrasse 28 eröffnet. Den AktivistInnen bleibt kaum Zeit, ihre ersten Ideen umzusetzen und die Renovationen abzuschliessen, da wird das AJZ am 4. September bereits wieder geschlossen.

Das AJZ wurde geöffnet, um beim erstbesten Vorwand gleich wieder geschlossen zu werden. Aehnlich wie der Bunker 1971. Doch dieses Mal ist die Bewegung stärker und erzwingt die Wiedereröffnung — wenigstens für ein Jahr. Das AJZ scheitert an der Ansammlung der städtischen Sozialprobleme und den eigenen Konflikten — zurück bleiben stark traumatisierte Erinnerungen, die vor allem geprägt sind von der Ohnmacht gegenüber Dealern und der städtischen Drogenpolitik.

Das Schulhaus Kanzlei war wegen rückläufiger SchülerInnenzahlen seit längerem nicht mehr gebraucht worden. Zuletzt war es von Klassen der Kunstgewerbeschule genutzt worden. Nun plant der Stadtrat, hier einen Polizeiposten mit Einstellhalle für die Fahrzeuge einzurichten. Dagegen regt sich im Quartier ein breiter Widerstand. Der Verein ‚Kanzleitreff' entsteht, der die Forderung nach einem Quartiertreff mit einer Volksinitiative unterstreicht. Diese wird im Herbst 83 dem Stadtrat übergeben.

Nach langwierigen Verhandlungen beginnen sich im Sommer 84 verschiedene Gruppen im Kanzlei einzurichten, Die ehemalige Spuntengruppe ‚Levante' des AJZ begehrt die Turnhalle, um dort eine alkoholfreie Beiz einzurichten – ohne Konsumationszwang.

Ein gemeinsamer Treffpunkt, der genug gross ist, um auch Konzerte und Feste zu veranstalten — das mobilisiert die Leute. Am 17.1.85 versuchen sie, in der Halle eine Bar einzubauen. Die Polizei greift ein, räumt und schliesst. Ein langjähriger Tanz um die Nutzung der Turnhalle beginnt.

Das ‚Häusernetz': 1986 gibt es über die ganze Stadt verteilt ein halbes Dutzend Orte, an denen — meist in mehreren Häusern — grössere Gemeinschaften lebten: Die Höschgasse (25 Personen), die Badenerstrasse (20), die Schmiede Wiedikon (20), die Hüttisstrasse (40), die Albisstrasse (6), das Dreieck (50). Farbige Aktionen prägen das kurze, aber intensive Jahr dieses Netzes — neben heftigen internen Auseinandersetzungen, die auf der Annaburg schliesslich auch zum traumatischen Bruch führen.

Auch nach dem Abriss des AJZ geht das Ringen um Lebensräume weiter. Am Tessinerplatz und vor allem am Stauffacher wird mit viel Phantasie versucht, die Umgestaltung ganzer Quartierteile zu verhindern.

AntiDote

Die Dokumentation «Allein Machen Sie Dich Ein» (2010) von Mischa Brutschin kannhier bestellt werden.