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Kontext-TV interviewt Noam Chomsky

Noam Chomsky erhielt am 23.3.2010 in Stuttgart den Erich-Fromm-Preis für sein politisches Engagement.

David Goessmann und Fabian Scheidler von Kontext-TV führten am nächsten Tag an der Universität Mainz ein 40-minütiges Interview mit Chomsky. Chomsky ist einer der bekanntesten Linguisten und politischen Autoren weltweit und hat über hundert Bücher geschrieben, in denen er vor allem die US-Aussenpolitik kritisiert.
Noam Chomsky spricht in dem Interview über eine Reihe von Fragen. Es geht dabei zuerst um eine Einschätzung der Präsidentschaft Barack Obamas und die enttäuschten Erwartungen. Chomsky wertet das Kampagnenschlagwort "Change" als politisch substanzlose Formel, in die alles mögliche hineingelegt werden könnte. Die Politik Obamas sei nichts weiter als die eines gemässigten Demokraten im Stile Bill Clintons. In Sachen Iran sieht Chomsky das Land bedroht von nuklearen Waffenstrategien der USA und Israels, die auch durch atomar bestückbare U-Boote aus Deutschland direkt unterstützt würden. Der Iran stelle hingegen keine ernst zu nehmende militärische Bedrohung dar. Er werde im Westen jedoch als Gefahr gesehen, weil er sich Befehlen widersetze.Gleichzeitig sieht Chomsky eine Machtverschiebung von der globalen Arbeitnehmerschaft hin zu transnationalen Konzernen und Banken. Die Unabhängigkeitsbestrebungen lateinamerikanischer Staaten hält er dabei für sehr bedeutsam. Sie machten sich los von der Jahrhunderte alten Dominanz und Kontrolle Europas und der Vereinigten Staaten. Die USA reagierten darauf mit Remilitarisierung der Region. Die Ausweitung der NATO über den Osten hinaus geschehe, so Chomsky, in Verletzung von gegebenen Versprechungen der USA und Deutschlands. Die Rolle der NATO war immer auch die, ein unabhängiges Europa zu blockieren. Heute hat die NATO die Funktions, die Energiesystem und Handelswege abzusichern. Europa und Deutschland sollten hingegen einen Weg unabhängig von den USA suchen und für friedliche Lösungen, für nuklearfreie Zonen in Afrika und dem Nahen Osten, eintreten und auf die Nichtunterzeichner des Atomwaffensperrvertrags, die Atommächte Indien, Pakistan und Israel, Druck ausüben. Zum Schluss kommt Noam Chomsky auf seinen langjährigen Freund und dissidenten Historiker Howard Zinn zu sprechen, der vor kurzem im Alter von 87 Jahren verstorben ist. Eine gegenerische Kultur sei wichtig. Sie habe zum Beispiel den Irakkrieg begrenzen helfen. Die progressiven sozialen und politischen Bewegungen seien es, die Fortschritt möglich machten.
Das Interview wurde von David Goessmann und Fabian Scheidler geführt.

Wir würden uns freuen, wenn die freien Radios Interesse an dem Interview hätten. Vielleicht kann man auch auf unsere Homepage www.kontext-tv.de hinweisen, wo das Video und ein komplettes Transkript der Sendung abgerufen werden kann. Wenn jemand noch offene Kanäle, Blogs usw. kennt, die Interesse an dem Interview als Video hätten, wäre es schön, diese auf das Angebot auf unserer Seite hinzuweisen. Das Interview kann frei übernommen werden. Bei technischen Fragen stehen wir gerne zur Verfügung. Die Kontaktdaten stehen auf der Homepage.

Upload und technisch überarbeitet von Radio Dreyeckland (Andreas Reimann)

Autor: David Goeßmann, Fabian Scheidler (Kontext-TV) (Upload RDL)

Radio: RDL Datum: 24.03.2010

Länge: 39:58 min. Bitrate: 56 kbit/s

Auflösung: Mono (44100 kHz)