8. März 1996 Flugblatttext zum Frauenbefreiungskampftag

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24. Juni 1996

Reissen wir die Frauenhändler, Profiteure und Strategen der international organisierten Ausbeutung und Gewalt gegen Frauen aus ihrer Anonymität! Es bereitet uns eine besondere Schadenfreude am internationalen Frauenkampftag einmal die zu belästigen, die Milliarden aus der Belästigung von Frauen schröpfen.

Flugblatttext zum Frauenbefreiungskampftag.
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Flugblatttext zum Frauenbefreiungskampftag. Foto: PD

24. Juni 1996
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Frauenhandel ist eine der gravierendsten Formen der Ausbeutung und Gewalt an Frauen auf internationaler Ebene organisiert. Gemäss einer Einschätzung der UNO ist der Frauenhandel das grössere Geschäft als der Drogen- und Waffenhandel und in den meisten Fällen damit verstrickt.

Sowohl im Herkunftsland, als auch im Migrationsland werden dadurch riesige finanzielle Profite geschlagen. Der moderne Sklavenhandel mit Frauen aus unterdrückten Ländern läuft ganz nach den kapitalistischen Gesetzmässigkeiten von Angebot und Nachfrage.

Die Nachfrage entsteht hier, in den sogenannt kapitalistischen Ländern, wo aufgrund der jahrzentelangen Frauenkämpfe die Mehrheit der Frauen nicht mehr bereit ist, die traditionell als weiblich definierten Arbeiten und Funktionen fügsam, abhängig und allzeit bereit zu verrichten. Diese gesellschaftlich notwendigen Arbeiten werden jedoch nicht etwa gesamtgesellschaftlich anders organisiert, denn das käme den Kapitalisten zu teuer, sondern den Frauen aus den unterdrückten Ländern zugewiesen. Dies gilt für Fliessarbeit und Putzarbeit, genauso wie für Haus- und Erziehungsarbeit in total abhängigem Verhältnis von Ehemann und auch für die Prostitution.

Das Angebot an Frauen, die solche Attribute noch erfüllen, entsteht überall dort, wo aufgrund der ausbeuterischen und profitorientierten imperialistischen Weltwirtschaft Armut und Elend voranschreitet; d.h. also in Trikontländern und zunehmend auch in den ehemaligen Ostblockstaaten. Menschen aus diesen Ländern haben auf dem hiesigen Arbeitsmarkt keine Chance, weil sie infolge der diskriminierenden Ausländerpolitik zum unerwünschten Kreis gehören.

Frauen schon gar nicht; ausser sie lassen sich aufgrund ihrer auswegslosen Situation als Stripteasetänzerinnen, auf dem Heiratsmarkt oder in der Prostitution ausbeuten.

Diese Frauen kommen aus politischer und ökonomischer Notwendigkeit, im Reisegepäck den Druck und die Verantwortung ihre Familien finanziell über Wasser zu halten. Von falschen Versprechungen gelockt, oft von Reise- und Vermittlungskosten hoch verschuldet, finden sie den Weg ins "kapitalistische Paradies", ohne zu wissen, welche Hölle sie hier wirklich erwartet.

Je nach Klassenlage läuft das unterschiedlich ab: Frauen, die schon in ihrem Herkunftsland zur untersten Klasse gehörten, geraten auch hier in die übelsten Situationen und Abhängigkeitsverhältnisse; in einer Art feudaler Leibeigenschaft müssen sie ihre Schulden abzahlen. Geschäfte wie die Play Agency und die Behrends benutzen das und schlagen daraus Milliarden-Profite.

Sie ermöglichen, dass europäische Männer, trotz der vielen Frauenkämpfe, die wir geführt haben und führen, immer noch in der Lage sind, Frauen zu besitzen, zu beherrschen und ihre Würde mit Füssen zu treten. Der herrschenden Klasse liegt viel daran, ihre Arbeitskräfte für einen reibungslosen Ablauf des kapitalistischen Verwertungsprozesses ruhig und vermeintlich zufrieden zu stellen. Mit seiner diskriminierenden AusländerInnenpolitik schafft der Staat für diesen Menschenhandel einen fruchtbaren Boden. Über die Unmenschlichkeit dieser Geschäfte helfen auch keine parlamentarischen Vorstösse der verschiedensten Parteien hinweg.

Ihre Exponenten versuchen damit, ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Doch hauptsächlich geht es ihnen darum, dieses Drecksgeschäft in gewisse kontrollierbare Rahmen zu stellen und ihnen zu einem sauberen Deckmäntelchen zu verhelfen. Es soll ja niemand merken, dass das imperialistische System die höchste Form der Barbarei ist.




Entlarven wir die Schaltstellen des modernen Sklavenhandels!

Bekämpfen wir die diskriminierenden Ausländer-Innengesetze, die den Boden dafür schaffen!

Erkennen wir unsere Kraft als Frauen und kämpfen zusammen gegen jede Form des imperialistischen Krieges und der Gewalt gegen Frauen!

Für ein solidarisches Leben ohne Ausbeutung und Unterdrückung!

ub