Das Flugblatt zur Üetlibergstrasse 99 in Zureich! Klubgestört und besetzt

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24. Juni 2000

Angefangen hatte es mit 3 Leuten, die ein Haus besetzten. Vielleicht waren es auch mehr, aber genaugenommen waren es drei Frauen die die Anzeige wegen Haustriedensbruch bekamen, als sie die Üetlibergstr.99 Anfang Oktober 99 besetzten. Respect!

Klubgestört und besetzt.
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Klubgestört und besetzt. Foto: Maha (CC BY 2.5 cropped)

24. Juni 2000
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Die legalen Mieterinnen wurden ein paar Tage vorher vom Pseudo Haller, dem Hausbesitzer, auf die Strasse gestellt.

Weil er, ganz im dreck-style der Speckulanten, das Haus abbrechen lassen will. Nur Möchtegern sein reicht wohl eben doch nicht ganz, jedenfalls nicht zum Hausabreissen, aber zum Leute schikanieren alleweil.

Schon am ersten besetzten Morgen machten sie Stress, die Blauröcke hatten das Haus umzingelt und brachen durch ein Fenster im ersten Stock, es gab Personenkontrollen, aber keine Räumung. Dafür Repression: Vorladungen, Einvernahmen, Gerichte, Bussen, bevorstehende Prozesse und solchen Scheiss.

Zur Krönung des ganzen Theaters haute der Hausbesitzer zwei BesetzerInnen mindestens 32 weitere Anzeigen drauf (Dankä, s'langet!), wegen irgendwelchen parkierten Fahrzeugen. Dieser Typ ist zum kotzen, doch er hat das Gesetz auf seiner Seite.

All das geschah während das Folks im Glacegarten Vollgas gab und der Freestyle die Szene regierte. Doch nach zwei Monaten war ausgerockt, der Glacegarten wurde angebaggert. Zureich wurde wieder... kalt. Und dann wurde es auch noch Winter... ohne Glacegarten.

Dem wichtigsten Treffpunkt beraubt und aus dem Kreis 5 vertrieben, hatte sich das ganze Folks wieder in ihren Löchern verkrochen und litt an der eiskalten (Stadt-)Politik. Der Underground kam langsam auf den Entzug, die Droge Squat-power war nur noch in kleinen Dosen vorhanden. Harte Zeiten, die BesetzerInnen der Üetlibergstr. 99 hielten es überhaupt nicht-mehr aus und flüchteten in den Süden.

So konnte es wirklich nicht weitergehen, denn es musste weitergehen, irgendwie, irgendwo und irgendbald. Am Liebsten natürlich im Kreis 5, uns da wieder zusammenrotten, reinplatzen, und so der ganzen Welt, mit all ihren Faschos und Yuppies (denen den Mittelfinger), zeigen, Quartieraufwertung ist Betrug!

So trafen wir uns wieder und riefen zur Sauvage beim Escher-Wyss-Platz auf. Trotz Zureichkälte, doch genau die hatte uns zu schaffen gemacht.

In der Szene gab's fast kein Squat-power mehr, wir waren alle so auf dem Affen, dass wir eine halbe Woche vor dem grossen Termin zugeben mussten, dass es ja vielleicht auch mal ne Nummer oder zwei kleiner ginge, z.B. Kreis 3 statt 5, denn in der Binz gab's ja immer noch die besetzte Üetlibergstr. 99, zu 99% leer.

Kam wie gerufen, Spielplan spontan geändert, improvisieren haben wir schliesslich im Glacegarten gelernt. Also Ütli reinziehen. Squat-power besorgen und die Scheisskälte vertreiben.

I don't see a problem in that! Und dann mit der Sonne in tha house, kommen die Dinge eh viel -mutiger raus.

Yo! 2 Tage vor der vermeintlichen Sauvage wurde die Üetli auf der Stelle wiederbelebt. Hip-HopHooray! Ho, es wurde gwörkt wie gschtört. Gleich 2 Stöcke wurden in Beschlag genommen. Und als es am Donnerstag 17.Februar soweit war, und das Folks vom Escher-Wyss-Platz in die Binz gelotst wurde, staunten die nicht schlecht, glaubten, das mit der Sauvage sei nur ein kleiner Joke gewesen.

Wie aus dem Nichts entstanden, gabs da schon ein Partykonzertraum, wo's rockte, zuerst HC-Punk aus Lausanne und Frankreich und danach Live-Rap aus Bern, die Huck Finn-Bar und eine Tea-Bar ohne Alk, dafür mit gemütlich Flohmi-Ecke, und im ersten Stock Infocafivokühugahuga.

Und überall Crossover-Kunst. Ay! Klubgstört war da! Jajajaaa, immer no daaa! Squat-power isch zrugg im Huus! Geplant sind Wochenpläne, mit Partys, Konzerten, Kinos, Voküs, Samstagnachmittaxcafé, und allem was uns und euch noch einfallen wird. Die Üetli ist eine fette Beute, ein grosser Coup, und ihr gehört auch dazu... wenn ihr wollt. Scho scho, kommt und macht was!

Es hat Platz und viele Stunden, die erschlossen werden wollen. Nutzt den Raum und nutzt die 10OO Millionen Ideen, sind schon da, mensch muss sich Zeit! Nehmt euch diese Freiheit, ja wirklich. Sich bloss ausdenken. Also los, gib alles, oder komm einfach so vorbei und erlebe wie die Dinge ihren Lauf nehmen.

Der Sommer kommt bestimmt! Die Zureichkälte hat noch nicht gewonnen, der Kampf gegen sie hat gerade erst begonnen. Checkt es, aus und rockt das Haus! A yeah! act subito!

ub