Prosa Öko Mutanten

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14. Juni 1998

Ökotiere sind Mutanten. Im Jahre 2018 wurde in einer geheimen Fabrik der USAREGUS mittels Gentechnologie superkleine Menschen hergestellt. Sie sollten besser funktionieren als Roboter, ihre Wartung selbst übernehmen und sich von Abfällen ernähren.

Ambrosius Holbein
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Ambrosius Holbein Foto: PD

14. Juni 1998
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Ihre Biochips konnte man auf jegliche Arbeit programmieren und sie waren sogar lernfähig. In jedem Haushalt lebten mindestens zwei Einheiten pro Person. Leider stellte sich heraus, dass sie extrem empfindlich waren auf Gifte. In der Industrie starben sie, teilweise noch bevor ihre Programme richtig liefen. Man liess das Projekt fallen, weil die Beseitigung der Kadaver zu teuer wurde. Die geheime Fabrik überliess man sich selbst.

Im Jahre 2030 entdeckte man die ersten Mutanten dieser Bioroboter, Sie waren noch kleiner, konnten keiner Arbeit nachgehen und ernährten sich von Staub und Luft (Feuchtigkeit).

Sie konnten selten sprechen, waren aber friedlich, und was die Hauptsache war: sie kosteten nichts. Sie waren nicht empfindlicher als ihre genetischen Vorfahren.

In einigen Ländern, wo militante Grüne an der Macht waren, zwang man das Volk, diese sogenannten Ökotiere in die Wohnung zu nehmen. Sie waren ein unbestechlicher Indikator für ökologisches Wirtschaften. Sie starben bei Anwendung von Spray, scharfen Putzmitteln, Teppichreinigern ja sogar wenn sie längere Zeit auf weichgespülter Wäsche schlafen mussten.

Da jedes Tier seine unverwechselbaren Kennzeichen hatte, war es leicht, den Leuten ein Tier zu verpassen und regelmässig zu kontrollieren, ob es noch lebte. Starb es zu früh, durfte die betroffene Familie nicht mehr frei einkaufen. Sämtliche Kreditkarten wurden ungültig, ausser der staatlich kontrollierten Ökokarte. Mit dieser Karte gab es nur noch das Notwendigste und ausschliesslich Naturprodukte. Ade supraweisse Flauschpullover.

Auch in demokratisch regierten Ländern wie zum Beispiel bei uns, sind inzwischen (im Jahre 2043) die Ökotiere in fast allen Häusern und Arbeitsplätzen anzutreffen. Man wird scheel angesehen, wenn man kein lebendes Ökotier hat.

Ein oder mehrere Ökotiere gelten als chic.

Lange hat man sich gewundert, warum die Tiere bei den wenigen unverbesserlichen Rauchern nicht eingingen, bis man dahinterkam, dass getrockneter Tabak auch ein Naturprodukt ist. Die Ökotiere sind prima Hausgenossen, Katzen und Hunde tun ihnen nichts und am Boden und niedrigen Möbeln fressen sie allen Staub! Falls Du noch keines hast, besorg Dir eins. Bauern und Gärtner geben sie gratis ab.

ub