Die Planetare Arbeitsmaschine (PAM) Über die planetare Krise

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14. Juni 1998

Die Planetare Arbeitsmaschine (PAM) torkelt weiter von Krise zu Krise, verliert dort ein Zahnrad, setzt da ein anderes ein. Obwohl innerlich schon morsch und verrostet, schafft sie es immer wieder, uns in ihren Bann zu ziehen und ein Leben ausserhalb von ihr unmöglich erscheinen zu lassen.

Über die planetare Krise.
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Über die planetare Krise. Foto: txmx 2 (CC BY-NC-ND 2.0)

14. Juni 1998
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Die Angst vor ihrem Zusammenbruch ist immer noch grösser als die vor all dem Elend, den Kriegen, Zerstörungen und Verschwendungen, die sie tagtäglich und für alle sichtbar anrichtet. Sollen wir endlich erwachsen werden und uns mit weiteren 1.000 Jahren Arbeitsmaschine abfinden? Trotz ihrer imposanten Skylines und ihrer Allgegenwart in Form von Geld, Werbung und Autos ist die Arbeitsmaschine schwächer und prekärer, als wir denken.

Die internationalen Finanzkreisläufe z.B. sind jeder Kontrolle entglitten und haben Geld und Produktion von Werten gefährlich entkoppelt. Der Zusammenbuch von scheinbaren Kolossen wie der Sowjetunion oder die Verpuffung der DDR haben gezeigt, dass grosse Maschinen manchmal nur noch durch den Lack zusammengehalten werden.

Die Versuche, sich ein Leben jenseits der Maschine zu organisieren, sind erst zaghaft, aber immerhin vorhanden. Die kommunitäre Organisation, die sie voraussetzen, ist unter den Bedingungen des Maschinenlebens schwer herstellbar. Nach anstrengender Arbeit fehlen uns Zeit und Energie.

Unsere aktuellen realen Eigeninteressen widersprechen den möglichen zukünftigen, gemeinsamen Interessen. Der Markt der Maschine ist überall wendiger als unsere Tauschsysteme. Unsere Siedlungen sind nicht direkt für proto-bolos eingerichtet. Pionierprojekte wiederum verwandeln sich schnell in Ghettos oder verkrampfte Brückenköpfe von alternativem Leben.

Es geht aber nicht um das alternative Leben, sondern endlich um das normale! Ansätze von Netzen in bestehenden Nachbarschaften und experimentelle Siedlungsprojekte z.B. auf Industriebranchen sind trotz ihrer zahlenmässig lächerlichen Bedeutung sehr wichtig. Es genügt nicht, auf die Katastrophe zu warten und zu meinen, wir könnten uns dann aus dem Stand arrangieren.

Die postkatastrophalen Pläne der Maschine selbst, so wie wir sie heute in Afrika, auf dem Balkan, in Innerasien oder in Südamerika in Aktion sehen können, beinhalten Massaker, Krieg, Seuchen, Hunger und nicht ein alternatives Idyll. Nur in dem Masse, wie wir es schaffen, noch vor dem Zusammenbruch der Maschine unsere eigenen Netze zu knüpfen, werden wir nicht ins Leere fallen.

pm