Die Vision einer „Smart City“ Neues von Amazon und Google

Wirtschaft

6. April 2018

Amazon wird Bank, Amazon wird Apotheke und Amazon wird Krankenkasse. In allen Branchen, denen sich Amazon zuwendet, verändert Jeff Bezos nicht nur die Konfiguration der „Mitspieler“ sondern die Spielregeln.

Das 2017 fertiggestellte Amazon-Logistikzentrum in Werne, Nordrheinwestfalen mit 1.800 Mitarbeitern auf 100.000 m² Fläche.
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Das 2017 fertiggestellte Amazon-Logistikzentrum in Werne, Nordrheinwestfalen mit 1.800 Mitarbeitern auf 100.000 m² Fläche. Foto: Icy2008 (CC BY-SA 4.0 cropped)

6. April 2018
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Von Google kennen wir das bereits. Die beiden grössten Player der Techindustrie begnügen sich nicht mit dem Sammeln und Weiterverkaufen von gigantischen Datenmengen – sie nutzen jegliche Möglichkeiten der Inwertsetzung selbst. Und das heisst – kein Lebensbreich wird von ihrer Einflussnahme ausgespart. Alles soll früher oder später in ihre Abhängigkeitsbereich fallen.

Bei Google und Amazon kreuzen sich zentrale Tendenzen des gegenwärtigen Kapitalismus, aber auch des Widerstands gegen sie. Amazons und Googles Zukunftsvisionen beeinflussen bereits jetzt unser gesamtes Leben. Ähnlich wie der Fordismus nicht nur die Arbeit am Fliessband in Einzelprozesse zerhackt und unter den Gesichtspunkten, der Optimierung neu zusammengesetzt hat, findet mit dem „digitalen Taylorismus“ wieder eine Arbeitsreorganisation mit Auswirkungen auf die Produktion und Zirkulation bis hin zu einer menschenfeindlichen Neugestaltung von Lebensweisen und des Konsum- und Freizeitverhaltens statt. Amazon und Google wollen unsere Arbeitsnormen und Lebensgewohnheiten in Gänze umstrukturieren: Der Mensch als umfänglich Verwert-Ressource: Kund*in, Arbeitnehmer*in und Datenspender*in.

Die die Gentrifizierung Kreuzbergs durch den Google Campus passt sich in dieses Programm der Tech-Firmen ein. In der Vision einer „Smart City“ träumen Google, Orakle von Bewohnern als permanenten Datenspendern. Doch gleichzeitig mit der Transformierung der Bürger in Google-Bewohner werden mit der Schaffung von Googles digitalen Privatstädten, die Nutzung öffentlicher Güter und Dienste vom guten Willen eines Konzerns nach und nach abhängig werden. Stadtpolitischen Themen wie: Obdachlosigkeit, Gentrifizierung, Ungleichheit, spielen in Amazons oder Google Visionen keine Rolle, wer nicht zahlen kann wird ausgesondert werden.

Schon heute beginnen sich die Linien der Widerstände, gegen den „digitalen Kapitalismus“, zu kreuzen. Hacker-Grupppen, die die Netze der Big Five angreifen, Stadtteilgruppen, die die Verdrängung aus ihren Wohnquartieren für Luxusbauten der Tech-Firmen und ihrer Führungsmannschaften nicht hinnehmen, Arbeiterinnen und Arbeiter, die für kollektive Interessenvertretungen streiken, alle eint, dass sie ein Wörtchen bei der Ausgestaltung unsere Zukunft mitreden wollen. Sie alle eint, dass sie eben nicht nur Kundinnen, Datenspenderinnen, vermessbare und verwertbare Arbeitsnomaden der Big Five sein wollen. Autonomie über das eigene Leben, statt Reduktion auf einen blossen Objektstatus, auf diesen Nenner können die Linien der Widerstände gebracht werden.

Und der nächste Termin steht schon, wo unsere Widerstände ein sichtbares Zeichen einer anderen Zukunft sein können. Am 24. April 2018 veranstaltet der AxelSpringer-Verlag in Berlin-Kreuzberg eine Sause der besonderen Art. Zu Gast ist der mittlerweile reichste Mann der Welt, Jeff Bezos, Eigentümer des international agierenden Onlinehandelskonzern Amazon, der an diesem Tag den Springer-Preis für sein „visionäres Geschäftsmodell“ erhalten wird. Die Party im Springer Hochhaus ist eine rechtfertigende Inszenierung für die Zurichtungen des digitalen Kapitalismus im allegemeinen und Amazons Ausbeutungs- und Überwachungsstrategien im Besonderen. Lasst uns daher diese Show nicht ohne Widerspruch über die Bühne gehen, bereiten wir Jeff Bezos und der Springer Presse eine antikapitalistische Überraschung der besondern Art!.

Berlin, 24. April 2018 - Award Crashers United!

Der Preisverleihung an Jeff Bezos und Amazons Zukunftsvision entgegentreten!

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