Fussballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien Die skrupellosen Geschäftspraktiken der FIFA

Wirtschaft

Die FIFA Weltmeisterschaft trägt zur Verletzung von Menschenrechten wie dem Recht auf eine angemessene Unterkunft, dem Recht auf Bewegungsfreiheit, dem Recht auf Arbeit sowie der Versammlungs- und Bewegungsfreiheit bei.

FIFA-Präsident Joseph Blatter bei der offiziellen Vergabe der WM an Brasilien, Oktober 2007.
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FIFA-Präsident Joseph Blatter bei der offiziellen Vergabe der WM an Brasilien, Oktober 2007. Foto: Ricardo Stuckert (CC BY 3.0 cropped)

28. November 2013
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Dem Unternehmen fehlt der Verantwortungssinn; jegliche Verbindung zu den mutmasslichen Menschenrechtsverletzungen wird abgestritten. Brasilien bekommt die negativen Auswirkungen der Durchführung der Fussballweltmeisterschaft 2014 hautnah zu spüren, vor allem jene Menschen, welche in unmittelbarer Nähe der Austragungsorte leben.

Hunderttausende wurden in den zwölf Städten, in welchen die Spiele stattfinden, zwangsvertrieben und haben dadurch ihr Zuhause und ihre Existenzgrundlage verloren. Zudem macht die FIFA keinerlei Anstalten, Klein- oder Familiengewerbe von der Meisterschaft profitieren zu lassen.

Im Umkreis von 2 Kilometern um Stadien oder Fan-Bereiche werden exklusive Zonen errichtet, in denen die Bewegung der Menschen und der Verkauf von Produkten kontrolliert werden. Dies treibt unzählige Strassenverkäuferinnen und -verkäufer in den Ruin. Die ärmere Bevölkerung trägt wie so oft den Grossteil der Last. Setzen sich die Menschen für ihre Rechte ein, wird ihnen mit Gewalt begegnet.

Konsequenzen

Die FIFA Weltmeisterschaft trägt zur Verletzung von Menschenrechten wie dem Recht auf eine angemessene Unterkunft, dem Recht auf Bewegungsfreiheit, dem Recht auf Arbeit sowie der Versammlungs- und Bewegungsfreiheit bei. Gemäss internationalen Menschenrechtsstandards sind Zwangsräumungen illegal, dennoch werden sie im Vorfeld der Meisterschaft in ganz Brasilien durchgeführt. Unzählige Menschen verloren dabei ihr Zuhause und ihre Zukunft.

Betroffene Familien wurden oft weder informiert, noch erhielten sie Kompensationen, alternative Unterkünfte oder konnten gegen die Vertreibung klagen. In Recife wurden im Jahr 2013 alleine über 2.000 Familien im Armenviertel Coque aus ihrem Zuhause vertrieben. Zudem führt die Errichtung der exklusiven Zonen dazu, dass unzählige Strassenverkäuferinnen und -verkäufer in den Ruin getrieben werden. In Belo Horizonte haben über 130 Personen ihre Einkommensquelle wegen des Wiederaufbaus eines Stadions verloren. Es wurde ihnen verboten, in der Umgebung des Sportplatzes ihren Geschäften nachzugehen.

Ursachen

Viele Brasilianerinnen und Brasilianer haben die Konsequenzen von den Geschäftspraktiken der FIFA am eigenen Leib zu spüren bekommen. Dem Unternehmen fehlt der Verantwortungssinn; jegliche Verbindung zu den mutmasslichen Menschenrechtsverletzungen wird abgestritten. Das Versprechen der FIFA, ein positives Erbe zu hinterlassen, steht in scharfem Kontrast zur Realität.

Das Unternehmen hat eine Reihe von Bedingungen an das Gastland gestellt, wodurch die FIFA an den Menschenrechtsverletzungen mitschuldig ist.

Das Unternehmen scheint der Überzeugung zu sein, dass die «Dringlichkeit» ihrer Infrastrukturprojekte sowie der Profit, den sie angeblich für die gesamte Gesellschaft generiert, ihr unverantwortliches Handeln rechtfertigen. Die FIFA ist steuerbefreit und bringt Brasilien somit um mindestens 1 Milliarde Reais (über 400 Millionen US-$) an möglichen und eigentlich dringend benötigten Steuereinnahmen.

Verursacher

Die Fédération Internationale de Football Association („FIFA“) mit Hauptsitz in Zürich, Schweiz, beschäftigt über 300 Personen aus über 35 Ländern.

Die FIFA organisiert die Fussball-Weltmeisterschaft und hat sich auf die Fahne geschrieben, den Fussball zu verbessern. Für das Jahr 2012 wies die FIFA einen Reingewinn von 89 Millionen US-$ und finanzielle Reserven von 1,378 Milliarden US-$ aus. Das Unternehmen ist steuerbefreit, da es offiziell als Non-Profit-Organisation registriert ist.

Die FIFA ist in zahlreiche Korruptionsfälle involviert und steht wegen diversen Fällen von Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Bis anhin hat die FIFA die Berechtigung dieser Vorwürfe grösstenteils abgestritten.

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