Killroy Samson und die Nebenkammer

Prosa

Killroy liess sich zu dem Satz hinreissen - jessas, Sie hat einen Arsch wie eine polnische Landfrau. Aber Killroys hanseatischer Freund sagte: "Mein Arsch ist ein Truppenübungsplatz" und dann setzte er im Tonfall etwas trauriger "aber ohne feindliche Übernahme."

RD
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RD Foto: PD

24. Juli 2001
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In der Nebenkammer seiner Fischerkate wohnte die Nachbarin. Ihren Geburtstag feierte Sie nicht mehr. Geboren 1924 in Masuren.

Heute wäre Sie 76 Jahre alt sollte man all ihrer Erlebnissen und Schoten, die Sie bisher zum besten gab Glauben schenken?

Im Sommer lagerte Sie portionenweise zitronierte Gurkenscheiben in Schmand im Kühlschrank.

Wenn Samson seine Tür aufsperrte wartete Rita schon öfters Mal mit einem Löffelchen ... oder ein fett zu nennender schwarzer Kater schnurrte auf ihrem Schoss und die Beine streckte sie - im Schatten sitzend - in die Sonne. Was für ein gemütlicher Anblick, wie Oma selbstverloren ihre Waden bloss wickelte.

"1936 war sie im Sommerlager der BdM", Ritas Gebiss lag auf dem Beistelltischchen der Terrasse. Schmand bröckelt aus den Mundwinkeln und mit halbgeschlossenen, zuckenden Augenlidern erzählte und schnurrte sie ungefragt. In Samson hat sie einen gutmütigen Zuhörer. Erwartete auch er ein bereitwilliges Publikum. Samson war dick und er war mit seiner Bauchrednerpuppe Raimund zwei Jahrzehnte durch die Republik gereist.

Wohnmobil, Puppe und Samson waren Bühne, Puppenwerkstatt und Programm. Er roch immer etwas unangenehm nach Schweiss und hatte meistens ungewaschenes Kopfhaar.

Aber vielleicht müssen ja Künstler derart verloddert sein, denken sie, die Quasikünstler. Deren Ergüsse so sinnlos sind wie, sagen wir Mal, Kopfläuse. Ausser, dass der Befallene einen Grund hat sich den Grind zu kratzen.

Ach, ein degeneriertes Häufchen, das sich schamlos in der Gesellschaft breitmacht, mit erhobenem Fingergestus auf Abendland und Moral schwören, Deppen hier und allzulande. Also der Samson roch und Oma brabbelte vor sich hin bis daraus ein leiser Singsang wurde dem zu lauschen allemal besser beizukommen war als den penetrierenden, menschlichen Ausdünstungen.

"Gelbe Wogen der Weizenfelder so weit das Auge reichte. Rübenacker jäten bis der Abend stieg und zurück in die Zeltstadt. Dann rief ein Trommelwirbel zum Essenfassen und zum Lieder singen: Heil dir Gau und Erde ...

Ich erwachte auf dem Pritschenlager und wie am Morgen davor waren die Aufseherinnen schon bei der Morgentoilette. Die ältere von den Leiterinnen rasierte mit dem Messer ihre Haare von den Waden. Das Messer und den Seifenpinsel wusch sie in ihrer Frühstückstasse. Danach gab es frische Kuhmilch in der Butterflocken schwebten. Dann flocht Sie der Jüngeren ihr langes kastanienbraunes Kopfhaar zu zwei Zöpfen und band diese nach oben, so dass die Haarschlaufen wie zwei Schaukeln über die Ohren hingen.

Sie hiess Waltraud und hatte furchtbare Pockennarben in ihrem Gesicht und eine heftige Periode. Die Blutung machte sie ganz fertig und sie roch dann schlecht. Alle Mädels mussten sich zum Appell aufstellen.

Mit dem Rücken zur Reichsfahne und in 2er-Reihen mit all den anderen Mädchen und Erntehelferinnen ihrer Altersgruppen. Wir waren meistens im Freien und rochen nach Erde und Schweiss. Die Oberin, redeten wir über unsere Aufseherin Frau Speer, war ein Biest, hatte aber gewaltige Brüste. Die hatte bestimmt schon ein entjungfertes Geschlecht tuschelten wir.

Ihr strenges Regiment stand ja ganz im Gegensatz zu diesen Rieseneutern. Irgendwie beobachtete ich das morgendliche Duett der zwei Aufseherinnen mit Scham.

Denn das war doch intim, diese Toilette. Ihr wogender Busen hielt sich unter der gestärkten weissen Aufseherinnenbluse mit den blauen Puffärmelchen kaum im Zaum. Wie die ältere um die Jüngere tanzte. Das Zupfen und Binden wollte gar kein Ende nehmen und ihr Oberleib bog sich über den sitzenden Körper und die Milchglocken hingen lustvoll vor dem Gesicht dieser pockennarbigen Zauche und ihr Stand die Erregung in den Drüsen, denn ihre Augen blitzten italienisch.

Und wir übten Gymnastik mit Reifen und Bänder. Leider keine Burschen anwesend, die waren ja HJ. Zum Teufel, dieser Haufen Mädels da draussen. Schwitzend, im frühen Morgen auf dem Rittergut. Die körperliche Ertüchtigung trieb uns die Nachtflausen aus dem Kopf. Denn die Gruppenleiterinnen waren gestrenge Erzieherinnen.

Die hatten einem immer in den Augen auch beim Völkerball in den Mittagsfreistunden oder wenn sie uns zum Weiher begleiteten.

Ich flüsterte Elisabeth ein Geheimnis über die Oberin zu. Wir schwammen hinter den Schilfgürtel und ich fasste ihr zwischen die Beine. Elisabeth gluckste, dass ich ihr die Hand auf ihren unverdorbenen Mund drücken musste. Sie verstand. Ihre Hand grabschte nach mir und wir entwickelten Spiele bei denen wir uns neckend an die Scham gingen. Ich glaubte ein Paradies ging auf. Nach der Erntezeit wurden wir in unsere Familien zurückgeschickt.

Die Russen kamen über's Land. Die Bomben in die Stadt. Ich glaube Polen gibt es schon lange nicht mehr", seufzte Oma.Die Rita verbreitete ein blauäugiges Nazipathos, dass es dem Samson im Gehänge juckte.Nach so'ner Geschichte ging Samson in den rückwärtig ans Häuschen grenzenden Schuppen.

Das Gebälk krachte bis unters Dach, wenn er die Tür schloss. Er langte in den Hosenbund und rubbelte seinen Schwanz wie blöd. Im Geiste defilierten ganze Herrscharen graziler Mädchen in gestärkten weissen Arbeitsblusen, die sich über ihre mädchenhaften Brüste spannten. Dabei stopfte er sich Weissbrot in den Mund und kaute und speichelte es wieder aus in das Dekolleté‚ seiner Fantasie-Oberin. Er bekleckerte sie und sich ganz und in der erreichten sexuellen Wallung stellte er sich auch Verkehr mit Rita vor.

Dazwischen frass er Unmengen, was immer er zuhand bekam, Fleischsaucen, Waffeln, Pariserbrote, Bananen ... er band ihren alten Leib zu straffen Portionen und hing sie an den Fischerhaken in der Räucherkammer.

Sein breiiges Gesicht rieb sich an ihrer runzeligen Haut und brachte sie in Schüben zum Schaukeln Er überdeckte den in Knoten und Schlingen geknebelten Leib mit Küssen und er füllte seine Zunge in ihren zahnlosen Mund.

Er spülte mit Bier nach. Mit einem Messer stiess er einen Schlitz oberhalb des Dosenbodens. An den er unmittelbar danach seine Lippen stülpte und jetzt zog er den Verschlussring auf. Das Bier schoss ins Maul. Schaum troff ihm nach so'nem Ex & Hopp übers Kinn. Er furzte, rülpste und wollte mehr ... und in Gedanken schlüpfte er in die lederne Uniform eines Nazischergen.

Killroy