Wie das Luxushotel zur Transparenz-Plattform für Fifa-Funktionäre wird Baur au Lac: Diskreter Charme

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Vergangene Woche sind im Züricher Luxushotel Baur au Lac mehrere Fifa-Funktionäre festgenommen worden, schon zum zweiten Mal in diesem Jahr.

Das Luxushotel Hotel Baur au Lac am Schanzengraben in Zürich.
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Das Luxushotel Hotel Baur au Lac am Schanzengraben in Zürich. Foto: Roland zh (CC BY-SA 3.0 cropped)

15. Dezember 2015
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Das Hotel hat nun einen Massnahmenkatalog erarbeitet, um derlei Vorgänge in Zukunft reibungslos über die Bühne zu bringen. Das sei im Sinne aller Beteiligten. Berliner Gazette-Autor Alexander Krex konnte das Dokument einsehen. Ein satirischer Streifzug:

Die verhafteten Funktionäre sollen Bestechungsgelder angenommen haben. Nach Informationen der New York Times hat die Polizei das Hotel um sechs Uhr morgens durch einen Seiteneingang betreten, das Ganze lief also recht diskret ab.

Zum Glück, denn internationale Schweizbesucher sind dünnhäutig geworden, was Polizeieinsätze betrifft. Mit jeder Steuer-CD wurden sie schreckhafter. Damit künftige Polizeieinsätze noch reibungsloser ablaufen, hat das Hotel-Management nun einen Massnahmenkatalog verfasst. Dieser wurde uns aus vertraulicher Quelle zugespielt.

Massnahmenkatalog für Polizeieinsätze

Demnach soll die Drehtür am Seiteneingang entfernt werden, damit sich demnächst ganze Sondereinsatzkommandos – egal, ob deutsche Steuerfahnder oder eingeflogene Federal Marshalls – Zugang zum Hotel verschaffen können, ohne sich gegenseitig zu behindern. Gerade wenn Dienstwaffen im Spiel sind, kann das gefährlich werden.

Blaulicht vor dem Haupteingang ist ein absolutes No Go, daher wird hinter dem Hotel ein exklusiver Polizei-Parkplatz angelegt. Das ist auch im Sinne der Kofferträger, denn ausser Schusssicheren Westen haben Beamte nichts dabei, und die tragen sie selbst. Dasselbe gilt für Pappkartons mit Beweismaterial. Bei einer Razzia kann man als Page nur blöd rumstehen, Trinkgeld ist nicht zu erwarten.

Ferner wurde das Baur-au-Lac-Personal angewiesen, Fifa-Funktionäre und Mitglieder des Olympischen Komitees oder überhaupt Sportfunktionäre in möglichst abgelegenen Suiten unterzubringen, solange das Zürich-See-Panorama gewährleistet ist. Es kann ja sein, dass doch mal eine Tür eingetreten werden muss, was besonders in den frühen Morgenstunden als sehr störend empfunden wird.

Razzien in der Sauna

Um Verwechslungen zu vermeiden, wurden detaillierten Lagepläne gedruckt, die bei Bedarf an die Beamten verteilt werden. Zusätzlich werden die entsprechenden Zimmer vorsorglich mit einem kleinen Fussballsymbol gekennzeichnet beziehungsweise mit den fünf Olympischen Ringen. Eine kleine Aufmerksamkeit für die Gäste und die Beamten.

Nach reiflicher Überlegung wurde die beliebte Seifenschaum-Massage aus dem Spa-Bereich verbannt, da die Rutschgefahr bei Razzien nicht tragbar sei. Erfahrungsgemäss setzen sich Ermittler prinzipiell über das Badelatschen-Gebot hinweg, wenn sie eine Sauna stürmen. Und Slipper auf seifigen Fliesen sind einfach fatal. Für den diskreten Transfer vom Spa ins Gewahrsam stehen den Gästen Bademäntel mit extra grossen Kapuzen zur Verfügung.

Kurz: das Baur au Lac will vollumfänglich mit der Polizei kooperieren. Im Gegenzug werden nationale wie internationale Einsatzkräfte darum gebeten, sich nicht mehr als Room Service auszugeben, um in die Zimmer von Verdächtigen zu gelangen. Diese Forderung unterstützt der Schweizerische Hotelverband mit Nachdruck. Man wolle verhindern, dass die gesamte Hotellerie durch unlauteres Vorgehen in Mitleidenschaft gezogen wird. Der dadurch entstehende Vertrauensverlust sei einfach zu gross.

Alexander Krex

Dieser Artikel steht unter einer Creative Commons (CC BY-NC-ND 3.0) Lizenz.