Dutzende Verletzte bei grundlosem Gewaltexzess der Kantonspolizei Bern Reitschule Bern bezieht Stellung gegen Polizeibrutalität

Politik

Gegenüber der Mediengruppe bestätigen Augenzeug*innen unabhängig voneinander, dass Anwesende die Polizei vor Mitternacht verbal bestimmt zum Gehen aufforderten.

Grosseinsatz der Polizei in der Reitschule Bern.
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Grosseinsatz der Polizei in der Reitschule Bern. Foto: pf

3. September 2018
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Binnen Minuten war die Kantonspolizei mit einem halben dutzend Kastenwagen und mindestens 30 Polizisten vor Ort. Die Polizei schoss Gummigeschosse auf Kopfhöhe ab. "Die schossen auf alles, was sich irgendwie bewegte", sagte ein schockierter Augenzeuge der Mediengruppe. Die Polizei eskalierte die Situation mit physischer Gewalt und verletzte dutzende Menschen. Es kamen Gummigeschosse, Pfefferspray und Tränengas zum Einsatz. Mindestens eine Person liegt noch im Spital: Gummigeschosse der Polizei trafen sie direkt in den Genitalbereich. Die Polizei verhaftete mehrere Besucher*innen.

Polizei: Verdacht auf geplante Eskalation

Pikanterweise fiel Besuchenden und Mitarbeitenden von Reitschule und NeustadtLab deutlich vor Mitternacht auf, dass in der Hodlerstrasse mehrere schwere Kastenwagen parkiert waren. Diese kommen normalerweise bei Grossveranstaltungen wie Demonstrationen zum Einsatz. Das legt den Verdacht nahe, dass die Polizei eine Intervention bei der Reitschule geplant hat und eine Eskalation provozieren wollte. Ein langjähriger Mitarbeiter der Reitschule, der den gesamten Abend vor Ort war, sagte: "Wenn es so etwas wie Drei-D-Politik* gibt, dann haben wir heute das Gegenteil erfahren. Mir fehlen die Worte für das Verhalten der Polizei." Sie finden seinen ausführlichen Bericht als Anhang dieser E-Mail.

Mit grosser Irritation nahmen wir ausserdem davon Kenntnis, dass die Kantonspolizei einige der eingesetzten Gummischrotgeschosse mit Smileys und anderen Beschriftungen versah. Gemäss bestätigten Augenzeugenberichten wurde das im Anhang abgebildete Geschoss in dieser Form von einem Polizisten / einer Polizistin abgefeuert. Die Polizei scheint sich über die Leute, auf die sie schiesst, lustig zu machen und untermauert damit den Verdacht einer geplanten Eskalation.

Die Reitschule ist um eine faktentreue Wiedergabe der gestrigen Ereignisse bemüht. Darum starteten wir über die sozialen Medien einen Aufruf, dass Betroffene ihre Video-Aufnahmen und Zeugenberichte einsenden. Wir werden so bald wie möglich weitere Informationen veröffentlichen.

Die Reitschule wünscht allen Verletzten gute Genesung und dankt den Mitarbeitenden der Reitschule Bern sowie des NeustadtLabs für die professionelle Arbeit und Erste-Hilfe-Leistungen. Der Betrieb konnte aufrecht erhalten, die Ruhe bewahrt werden.

Mediengruppe RSB

* Drei-D-Politik steht bei der Polizei für Dialog, Deeskalation und Durchgreifen.