Für die Befreiung aller Geschlechter Stoppt die Verfolgung von LGBTIQ-Aktivist*innen in der Türkei

Politik

In der Türkei nimmt die Gewaltbereitschaft gegenüber LGBTIQ-Aktivist*innen zu. 2015 wurde die jährliche Gay Pride Parade unter fadenscheinigen Gründen verboten.

LGBT-Aktivist_innen während der Gay Pride Parade 2014 in Istanbul.
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LGBT-Aktivist_innen während der Gay Pride Parade 2014 in Istanbul. Foto: Lubunya (CC BY-SA 3.0 unported - cropped)

1. September 2016
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Menschen, die sich dennoch versammeln wollten, wurden mit Tränengas und Gummigeschossen angegriffen. Die Polizei ging gewaltsam gegen tausende Aktivist*innen vor und trieb die Menschen durch die Strassen Istanbuls. 2016 wurde die Parade erneut verboten. 150 Aktivist*innen versuchten auf den Taksim-Platz zu gelangen und sahen sich einem Sicherheitsaufgebot von mehreren hundert Spezialkräften gegenüber. Aktuell ist die Türkei auf dem besten Weg sich in einen autoritären und reaktionären Staat zu verwandeln. Gerade deswegen ist es jetzt wichtig, dass wir uns hier mit den Aktivist*innen vor Ort solidarisch zeigen.

Hande Kader (23) ermordet im August 2016

Die verstümmelte und verbrannte Leiche von Hande wurde am 12. August gefunden, nachdem sie eine Woche zuvor als vermisst gemeldet wurde. Erst vor kurzem war in der Nähe ein toter Syrier aus der Gay-Community gefunden worden. LGBTIQ-Aktivist*innen haben zu Solidaritätsaktionen aufgerufen. Unter dem Hashtag #handekader wird aktuell in den sozialen Medien auf die brutale Ermordung aufmerksam gemacht. Hande verstand sich als eine LGBTIQ-Aktivistin* und war eine Sexarbeiterin*.

Özgecan Aslan (20) ermordet am 15.02.2015

Die Brutale Misshandlung, Vergewaltigung und die anschliessende Ermordung der Psychologiestudentin hatte in der Türkei Wut und Empörung hervorgerufen. Es kam zu massiven Protesten gegen eine patriarchale Gesellschaft, die Gewalt gegen Frauen* strukturell verharmlost und gegen eine konservative Regierung, die bei sexuellen Übergriffen Frauen* für die Schuldigen erklärt. Über 5000 Menschen waren unter dem Slogan «Wir trauern nicht, wir rebellieren!» an der Beerdigung von Özgecan anwesend.

Anarchistische Frauen*organisationen wollen sich gegen die Verschärfung der patriarchalen Zustände wehren. So findet seit einigen Jahren im Rahmen des 8. Märzes eine Aktionswoche statt. In dieser Zeit werden in der ganzen Türkei verschiedene Demonstrationen durchgeführt, Diskussionsrunden veranstaltet, Geld für politische Projekte gesammelt und Soli-Produkte hergestellt.

Auch in den Universitäten organisieren sich Frauen*, um sich gegen männliche Gewalt zu wehren. Am bekanntesten sind die sogenannten Campus Hexen, welche mittlerweile in über 20 Universitäten aktiv sind und bei sexuellen Übergriffen oder Belästigungen einschreiten. Dabei wird ihnen regelmässig von der Universitätsleitungen Stein in den Weg gelegt oder es kommt zu körperlichen Angriffen seitens der Sicherheitsdienste oder männlichen Studenten. Deswegen bieten die Campus Hexen mittlerweile auch kostenlos Kampfsportkurse an.

agb