Stadt mit zwei Namen Checkpoint-Alltag in der Westbank-Stadt Hebron

Politik

Ein Augenschein vor Ort offenbart verhärtete Fronten und ungleiche Machtverhältnisse.

Personenkontrolle in Tel Rumaida, Hebron, Januar 2012.
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Personenkontrolle in Tel Rumaida, Hebron, Januar 2012. Foto: Friends123 (PD)

10. Juli 2017
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«Checkpoint 56» nennt sich die imposante Konstruktion aus Beton, Blech und massivem Metallgitter, eingeklemmt zwischen zwei Wohnhäusern mitten in der Altstadt. Sie markiert die Trennlinie, die mitten durch Hebron verläuft, zwischen der durch israelische Behörden kontrollierten Zone H2 und der palästinensischen Zone H1. Wer von der einen Zone in die andere gelangen will, muss sich im Checkpoint einer Personenkontrolle unterziehen. Der Militärposten verfügt über einen Kontrollraum, Metalldetektor, Videoüberwachung und wird rund um die Uhr von zwei SoldatInnen der israelischen Armee besetzt.

Am Morgen des 22. Septembers 2015 kontrollieren hier zwei junge israelische Soldaten Hadeel al-Hashlamoun, eine 18-jährige palästinensische Studentin, welche den Checkpoint auf ihrem Weg an die Universität passieren muss. Die junge Frau trägt einen Niqab, einen schwarzen Ganzkörperschleier.

Was während der Kontrolle genau geschieht, bleibt bis heute ungeklärt. Augenzeugen berichten später von Verständigungsproblemen: Hadeel habe die hebräischen Anweisungen der beiden Soldaten nicht verstanden, diese wiederum sprechen kein Arabisch. Möglicherweise weigert sich die Studentin auch, von einem Mann durchsucht zu werden – eine Soldatin ist an diesem Morgen nicht vor Ort. In kurzer Zeit entwickelt sich eine angespannte Situation, und plötzlich richten die Soldaten wild gestikulierend ihre Sturmgewehre auf die Frau.

Um 8:30 Uhr eskaliert, was als Routinekontrolle begonnen hat, und die Soldaten eröffnen das Feuer. Drei Kugeln treffen die Beine, sieben weitere den Oberkörper der Studentin. Laut Autopsiebericht schiessen die Soldaten auch noch, als sie bereits auf dem Boden liegt. Es dauert mehr als 30 Minuten, bis die medizinische Erstversorgung der israelischen Armee eintrifft. Hadeel al-Hashlamoun erliegt ihren Verletzungen noch am gleichen Tag in einem Spital in Hebron.

Kein Einzelfall

Der Tod von Hadeel al-Hashlamoun wird oft als Ausgangspunkt zur «Stabbing Intifada» bezeichnet, einer Welle von unkoordinierten Terroranschlägen durch palästinensische EinzeltäterInnen. Meist waren es versuchte Messerattacken, die in der Erschiessung des Angreifers oder der Angreiferin durch israelische SoldatInnen endeten. Laut der palästinensischen Medienagentur «Ma'an» starben innerhalb eines Jahres nach dem Vorfall 18 Israelis und 122 PalästinenserInnen bei solchen Attacken in den palästinensischen Gebieten.

Nach dem Tod von Hadeel al-Hashlamoun veröffentlicht die israelische Armee ein Foto, welches ein Messer am Tatort zeigt. AugenzeugInnen bestreiten jedoch, dass die Studentin bewaffnet gewesen sei. Obwohl Checkpoint 56 mit mehreren Kameras ausgestattet ist, wird nie ein Video des Vorfalls veröffentlicht. Eine offizielle Untersuchung der israelischen Armee kommt später zum Schluss, dass Hadeel al-Hashlamoun verhaftet und ihr Tod dadurch hätte verhindert werden können. Dennoch werden keine Schritte gegen die beiden beteiligten Soldaten unternommen. Es sei deren erster Ernstfall gewesen, und sie hätten aus Notwehr gehandelt, lässt die Armee verlauten.

Kritische Medien unter Druck

Die renommierte Journalistin Amira Hass, welche in Ramallah wohnt und regelmässig aus der Westbank berichtet, empörte sich nach dem Vorfall in einem Kommentar: «Um Gottes Willen, was für eine militärische Ausbildung erhalten die SoldatInnen, wenn ihnen ein Mädchen mit einem Messer in einigen Metern Entfernung so viel Furcht einflösst? […] Im vergangenen Monat haben viele andere SoldatInnen gehandelt wie diejenigen des Tzabar Battalion: Sie töteten, anstatt zu verhaften.»

Solch deutliche Worte sind in der israelischen Berichterstattung selten. So ist Amira Hass auch eine der wenigen JournalistInnen, welche innerhalb der palästinensischen Autonomiegebiete stationiert ist. Sie schreibt für die linksliberale Tageszeitung «Haaretz», welche viele kritische Inhalte publiziert, allerdings in der Medienlandschaft nur über einen geringen Marktanteil verfügt. Ein Vielfaches an Reichweite erzielen die rechtskonservative Tageszeitung «Yedi'ot Aharonot» sowie das Gratisblatt «Israel Hayom». Letzteres wurde erst 2007 durch den amerikanischen Milliardär Sheldon G. Adelson gegründet und hat seither zu einer massiven Erosion der israelischen Medienlandschaft beigetragen.

Adelson, laut Forbes auf Rang 20 der reichsten Menschen auf dem Planeten, finanziert «Israel Hayom» in Eigenregie. Er soll auch erheblichen Einfluss auf dessen politische Ausrichtung nehmen, die Gratiszeitung steht der Regierung um Benjamin Netanjahu äusserst freundlich gegenüber. Die Konkurrenz durch «Israel Hayom» setzt die klassischen Tageszeitungen unter enormen finanziellen Druck. Während Adelsons Gratiszeitung Jahr für Jahr an LeserInnen dazugewinnt, trocknen andere Publikationen regelrecht aus. Wie bedeutend diese Entwicklung für die israelische Öffentlichkeit ist, zeigt sich auch anhand des letztjährigen Berichts von Freedom House zur Pressefreiheit. Die israelische Presse wurde dort mit direktem Verweis auf den wirtschaftlichen Druck durch «Israel Hayom» von «frei» zu «teilweise frei» herabgestuft.

«Principle of Segregation»

In Hebron befindet sich einer der heiligsten Orte der jüdischen, muslimischen und christlichen Religion: Im «Grab der Patriarchen» sollen angeblich die drei Erzväter Abraham, Isaak, Jakob sowie ihre Frauen Sara, Rebekka und Lea ruhen. Über den Gräbern steht ein grosses Gebäude, in dem eine Synagoge und eine Moschee einquartiert sind. Hier ist das Aufgebot der israelischen Sicherheitskräfte besonders augenfällig, an jeder Ecke patrouillieren SoldatInnen. Die enormen Sicherheitsstandards haben ihren Ursprung in einem der blutigsten Kapitel der Stadtgeschichte: Ein Sanitätsoffizier der israelischen Armee, Baruch Goldstein, erschoss 1994 beim Grab der Patriarchen 29 muslimische PalästinenserInnen und verletzte 150 weitere, bevor er selbst getötet wurde.

Das Goldstein-Massaker begründete in Hebron das allgemeine «Principle of Segregation». Jüdische SiedlerInnen werden seither praktisch komplett von ihren palästinensischen NachbarInnen abgetrennt. Ein Zusammenleben der beiden Bevölkerungen soll zum Schutz der jüdischen SiedlerInnen weitestgehend verhindert werden.

Hebron ist innerhalb des Westjordanlandes ein Sonderfall. Im Oslo-Abkommen von 1995 wurde festgelegt, dass die palästinensische Autonomiebehörde die alleinige Kontrolle über die Städte der West Bank erhalten sollte. Für Hebron wurden aber in einem entsprechenden Protokoll zwei Jahre später eigene Spielregeln festgelegt. Die Stadt wurde in zwei Sektoren geteilt: Den palästinensischen Sektor H1, der etwa 80 Prozent der Stadtfläche beinhaltet, und den israelischen Sektor H2, der die Altstadt Hebrons umfasst – inklusive der wichtigsten religiösen Stätte, dem Grab der Patriarchen. Hebron ist somit die einzige Stadt in der Westbank, in welcher sich israelische Siedlungen im Zentrum der Stadt installiert haben. Bei diesen handelt es sich nicht um neu aus dem Boden gestampfte Gebäudekomplexe, die Siedlungen in der Altstadt Hebrons entstanden vielmehr durch Besetzungen bestehender Wohnhäuser.

Das Militärnarrativ

Heute versammeln sich auf dem grossen Platz vor der Synagoge die hebronschen Siedlerinnen und Siedler. Es ist Samstag, 16 Uhr. Bevor in der Synagoge gemeinsam Shabbat gefeiert wird, spaziert die jüdische Gemeinde durch die Altstadt Hebrons. Aus Angst vor Angriffen aus der palästinensischen Bevölkerung wird der Umzug durch die engen Gassen von einem eindrücklichen Aufgebot der israelischen Armee eskortiert. Nur in Begleitung schwerbewaffneter Soldatinnen und Soldaten ist es den Siedelnden möglich, diese Parade abzuhalten.

Yaniv, der seinen Militärdienst als Panzerfahrer absolviert hat, erzählt: «Im Militär wird dir klargemacht: Wir dienen für eine ‹defensive Demokratie› und schützen die israelische Bevölkerung vor terroristischen Gefahren. Die arabische Bevölkerung ist die Gefahr und der Feind.» Dass er heute als Kritiker der israelischen Politik für eine Nichtregierungsorganisation aktiv ist, sei keine Selbstverständlichkeit: «Erst nach dem Dienst begann ich, diese Darstellung des Konfliktes zu hinterfragen. Ich musste aktiv nach einem anderen Narrativ suchen.» Der obligatorische Militärdienst ist eine wichtige Sozialisationsinstanz für die junge israelische Bevölkerung. Der Dienst ist lange und intensiv: Männer sind zu mindestens 32, Frauen zu 24 Monaten Wehrdienst verpflichtet. Psychische und physische Beschwerden sowie religiöse Überzeugungen können als Dispensationsgründe dienen – so sind beispielsweise ultraorthodoxe Juden und Jüdinnen vom Dienst befreit.

Ähnliche Schilderungen finden sich auch in den Protokollen der israelischen NGO «Breaking the Silence». Die Organisation wurde von ehemaligen Militärdienstleistenden ins Leben gerufen und will die israelische Öffentlichkeit kritisch über die Arbeit der jungen SoldatInnen in den besetzten Gebieten informieren. Unter dem Titel «Testimonies from Hebron» wurden zahlreiche Interviews mit in Hebron stationierten, jungen Wehrdienstleistenden veröffentlicht. Sie gewähren tiefe Einblicke in den Alltag der SoldatInnen und deren innere Konflikte: «Ich erinnere mich an mehrere Situationen, bei denen ich auf dem Posten Wache stand und Kinder mich für Essen fragten. Ich hatte Mühe, ihnen was abzugeben und später bewaffnet ihr Haus zu betreten. Es war befremdlich, gleichzeitig eine gute und böse Rolle zu spielen. Ich will nicht, dass mich ein Kind mag und ich eine Waffe auf seinen Vater richten muss.»

Verhärtete Fronten

Nachdem Israel im Sechstagekrieg 1967 das Westjordanland und somit auch Hebron eingenommen hatte, versuchten jüdische SiedlerInnen durch Besetzungen Wohnraum in der Stadt zu erobern. Die bekannteste Besetzung in Hebron erfolgte im Frühling 1968, als eine Gruppe radikaler Israeli um den Rabbi Moshe Levinger als Schweizer TouristInnen getarnt ein zentrales Hotel in Hebron mietete und sich weigerte, wieder daraus auszuziehen. Diese frühen SiedlerInnen wurden gezwungen, das Hotel zu verlassen und am östlichen Rand der Stadt relokalisiert. So entstand die heute von der israelischen Regierung legitimierte Siedlung «Kyriat Arba». Dies entspricht dem typischen Ablauf der Aneignung von Wohnraum durch die SiedlerInnen: Ursprünglich von der israelischen Regierung nicht legitimiert, aber auch nicht geräumt, werden die Siedlungen zu einem geduldeten Providurium, ihr Perimeter geschützt durch ein Zusammenspiel von Checkpoints und Militärkontrollen.

In dieser militärisch abgeschotteten Parallelwelt festigen sich Überzeugungen, die schnell einmal ins Radikale kippen. Die Segregation hat zu verhärteten Fronten geführt. Dies wird besonders in den engen Gassen der Altstadt ersichtlich. Dort mischt sich der Geruch von süssem Gebäck mit jenem frittierter Falafel, links und rechts bieten arabische LadenbesitzerInnen Tücher, Stoffe und Kleider an. Der unregelmässig gepflasterte Untergrund und die Dichte der darüber treibenden Menschenmassen lassen einen fast den Blick nach oben vergessen. Zwischen den Häuserreihen, die Marktstände und kleine Läden einschliessen, ist ein Drahtnetz aufgespannt. Das Gitter schützt die BesucherInnen und Waren auf dem Markt vor dem Unrat, den radikale israelische SiedlerInnen aus ihren Fenstern werfen. Nur ein paar Meter oberhalb des belebten Treibens, durch welches sich PalästinenserInnen und seltener ein paar TouristInnen durchkämpfen, liegen die Wohnungen der «Avraham Avinu»-Siedlung. «Die SiedlerInnen haben uns mit Abfall und Steinen beworfen, Windeln und Urin auf die Strasse geleert», erzählt Jamal, der hier Gewürze verkauft. «Deshalb wurden diese Gitter hingebaut», mit dem Zeigefinger deutet er nach oben. Im Netz hängen Lumpen, Müll und Steine.

Eine Diskursfrage

Der feindliche Umgang zwischen den Bevölkerungsgruppen ist eine Folge des meist sehr einseitigen Diskurses, der in Israel schon früh in der Schule vermittelt wird, etwa über die Auswahl von Unterrichtsmaterialien. Nurit Peled-Elhanan ist Professorin für Sprache und Bildung an der Hebrew University of Jerusalem und hat sich auf kritische Diskursanalyse in israelischen Schulbüchern spezialisiert. Lehrmittel, welche in öffentlichen israelischen Schulen zur Anwendung kommen, müssen zuerst von den Behörden genehmigt werden. Peled-Elhanan untersucht die autorisierten Lehrmittel in Geschichte und Geographie auf ihre Herangehensweise an den palästinensischen Konflikt. Sie zeichnet ein düsteres Bild – Peled-Elhanan meint, im aktuellen Bildungssystem würden diskriminierende Einstellungen unter den SchülerInnen ausgebildet und zementiert.

Einerseits spielt hier bereits die Sprache eine wichtige Rolle. Immer weniger Israelis sprechen Arabisch, was eine Verständigung zwischen den Bevölkerungsgruppen grundsätzlich erschwert. Peled-Elhanan beschreibt andererseits aber auch verschiedene Diskursmittel, die eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe der palästinensischen Bevölkerung delegitimieren sollen und unter dem Begriff «Naturalization of Discrimination» zusammengefasst werden. Dies beginnt bei ganz grundlegenden Darstellungen und Bezeichnungen – beispielsweise ist nie von der «palästinensischen», sondern immer von der «arabischen» Bevölkerung die Rede: «So soll die begriffliche Legitimierung eines palästinensischen Staates vermieden werden», sagt die israelische Akademikerin.

Zudem würden in den Lehrmitteln praktisch nie Gesichter von PalästinenserInnen abgebildet und die Nennung arabischer Namen vermieden. Peled-Elhanan meint, diese Darstellung habe grossen Einfluss auf die Wahrnehmung durch die israelische Bevölkerung, gerade auch bei Berichterstattungen zu Vorfällen wie der Erschiessung von Hadeel al-Hashlamoun: «Diese Bildung ist so erfolgreich, dass wir ein Kind nicht mehr als Kind wahrnehmen!» Mit ihrer offenen Kritik hat sich Peled-Elhanan nicht nur Freunde gemacht. Ihre Forschungsarbeit wird in der israelischen Öffentlichkeit weitestgehend ignoriert und sie selber nach eigener Aussage kaum noch an Kongresse und Panels im Land eingeladen.

Die gesperrte Haupteinkaufsstrasse

Dass die Shuhada-Strasse, die sich unterhalb der Synagoge parallel zur Marktgasse erstreckt, einmal die Haupteinkaufsstrasse der Stadt war, lässt sich nur schwer erahnen. Die türkisen Tore der Läden sind verschlossen, ausser ein paar israelischen Soldaten ist weit und breit niemand zu sehen. Von den Dächern wehen israelische Fahnen und ein Armeefahrzeug wirbelt Staub auf, ein paar Einschusslöcher erinnern an unruhigere Tage. Die Shuhada-Strasse wurde 1994 nach dem Goldstein-Massaker von der israelischen Armee geschlossen, ebenso wie die dort ansässigen 304 Geschäfte und die palästinensische Gemeindeverwaltung. Begründet wurde dies mit dem Schutz der in der Altstadt wohnhaften jüdischen Bevölkerung. Nun wird die Strasse an beiden Enden von einem Checkpoint begrenzt, passieren dürfen diese nur israelische SiedlerInnen, TouristInnen und die paar wenigen palästinensischen Familien, die noch in den Stockwerken über den verlassenen Läden wohnen.

In der nun fast menschenleeren Shuhada-Strasse biegen vier junge Israelis um die Ecke. Sie sind auf dem Weg zu einem Familienfest. Alle vier sind in Hebron aufgewachsen, heute lebt nur noch Hanouch hier: «Es ist eine seltsame und gefährliche Situation für uns», erklärt er. «Ich will diese Segregation auch nicht, doch wir haben viele Brüder verloren und wollen nicht noch mehr verlieren.» Ihm liegt viel daran, seine Version der Geschichte zu erzählen: «Die israelische Nation ist einzigartig. Ich will, dass ihr das versteht. Gott sagt uns, wir sollen nicht töten, aber er erlaubt uns auch, für unsere Gerechtigkeit zu kämpfen.» Hanouch wohnt in den Häusern einer kleinen, zentral gelegenen Siedlung. Früher habe er ein wenig Kontakt gehabt mit seinen «arabischen Nachbarn», dennoch sagt er: «Wir sind halt schon sehr verschieden.»

Ganz am Ende der Shuhada Strasse steht inmitten der blauweissen Fahnen eine palästinensische. Hier wohnt eine der letzten verbliebenen palästinensischen Familien und verhindert so die totale Segregation. Hinter den vergitterten Fenstern winkt ein kleines Mädchen, auf der Strasse spielt ein Junge. Hinter ihm ragt die Befestigung des Checkpoints 56 in den blauen Himmel. Gerade kommt eine Gruppe von SchülerInnen aus dem Militärposten. Die Kinder passieren diesen und einen weiteren Checkpoint, Nummer 55, mehrmals täglich auf ihrem Schulweg. Von irgendwo ruft eine Frauenstimme auf Arabisch nach den Kindern. Diese drehen sich noch einmal kurz um, rennen dann nach Hause und überlassen die Strasse wieder ihrer gespenstischen Leere.

Luca Hubschmied / Rafael Egloff / Rahel Schaad / Infosperber

Diese Reportage erschien in der Berner Studierendenzeitung «bärner studizytig».