Autokonzerne, die nicht rasch genug auf elektrische Autos umstellen, verpassen die Zukunft. China – die Weltmacht für Elektroautos

Politik

In China gibt es Anfang 2017 mehr als 270'000 Strom-Tankstellen für Elektro-Autos, in Deutschland weniger als 10'000.

Chinesische Hersteller von Elektroautos kennt in Europa fast niemand. Sie heissen BYD, BAIC, Geely oder Zotye. Elektrische Taxis von BYD (Modell E6Y) in einer Tiefgarage in Shenzhen.
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Chinesische Hersteller von Elektroautos kennt in Europa fast niemand. Sie heissen BYD, BAIC, Geely oder Zotye. Elektrische Taxis von BYD (Modell E6Y) in einer Tiefgarage in Shenzhen. Foto: Mic (CC BY 2.0 cropped)

15. Februar 2017
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Natürlich ist China weit grösser als Deutschland, aber der chinesische Vorsprung ist eindeutig. Im Verhältnis zu den Einwohnern gibt es in China bereits über 60 Prozent mehr Strom-Tankstellen.

Chinas Plan: Bis 2020 soll die nächste Tankstelle nirgendwo mehr als ein Kilometer entfernt sein. Ab 2018 müssen alle Autobauer der Welt, die in China noch Autos verkaufen wollen, eine bestimmte Quote mit E-Autos erfüllen. Klar ist, dass Daimler, VW und BMW diese Quote nicht erfüllen können. Viel zu lange haben die deutschen Auto-Dinosaurier die Zukunft verpennt.

Kein Zweifel: Chinas kommunistische Partei und Chinas Regierung wollen ihr Land zur Auto-Weltmacht Nummer 1 machen. Das kann gelingen, und zwar auf Kosten der deutschen Autobauer, die noch immer im Wahn gefangen sind, die «besten Autos der Welt» zu bauen. Das zeugt von Vergangenheitsbesessenheit und Zukunftsvergessenheit. Die Zukunft fährt elektrisch, und zwar erneuerbar. Aber ein Schreibmaschinenhersteller hat noch nie einen Computer erfunden.

Im Reich der Mitte wurden 2016 über 500'000 Elektroautos verkauft – in Deutschland gerade mal um die 15'000, weit weniger als ein Prozent. Im Verhältnis zu den Einwohnern sind dies im reichen Deutschland nur halb so viele wie im Schwellenland China. In Norwegen fährt bereits jeder zweite Neuwagen elektrisch.

Die elektrische Revolution des Verkehrs kann den Klima-Kollaps verhindern helfen. Keine Energiewende ohne Verkehrswende.

In China müssen Käufer von Benzinautos oft monate-, ja sogar jahrelang auf die Zulassung ihres Neuwagens warten und bei Smog mit Fahrverboten rechnen, während ein E-Auto sofort zugelassen wird, jederzeit fahren und kostenlos parken kann.

In Europa hat noch kaum jemand verstanden, was in China gerade läuft. Das ist so bei Elektroautos, beim Umstieg auf Windräder und Solaranlagen. Bis 2012 war Deutschland in diesen Zukunftsbranchen Weltmeister, jetzt aber ist es China.

Bis 2030 sollen in China 40 Prozent aller Autos elektrisch fahren – das wären ca. 15 Millionen neue E-Autos pro Jahr. Das ist eine Hoffnung für die Umwelt, aber eine Schreckensmeldung für die Auto-Dinos in Deutschland. Wo heute noch «Made in Germany» einen guten Ruf hat, wird morgen «Made in China» stehen.

Die Vorteile der E-Autos von morgen: Weniger Lärm, keine Abgase [Red. Ein grosser Teil des Stroms wird heute allerdings mit Kohle produziert], weniger Verschleiss, zurzeit verdoppelt sich die Reichweite von Batterien für E-Autos alle zwei bis drei Jahre. E-Mobile brauchen keinen Tank, kein Getriebe, keinen Schalldämpfer, keinen Katalysator, keinen Auspuff, keinen Wasser-Kühler.

Wer diese Vorteile begreift, ist morgen dabei – wer sie verschläft, wird morgen nicht mehr existieren. Auf ihn wartet das Schicksal der Schreibmaschinen-Hersteller.

Franz Alt / Infosperber