Zur Abwicklung der Zeitung „The Cambodia Daily“ Kambodscha auf dem Weg in die Diktatur?

Politik

6. November 2017

Der Tod einer Print-Zeitung ist normal geworden. Doch als kürzlich die in Phnom Penh erscheinende „The Cambodia Daily“ eingestellt wurde, gab es ein weltweites Medienecho.

Verkehr in Phnom Penh, Kambodscha.
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Verkehr in Phnom Penh, Kambodscha. Foto: trungydang (CC BY 3.0 unported - cropped)

6. November 2017
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Trauer und Wut mischten sich in den Nachrufen: Ein Flaggschiff des unabhängigen Journalismus sei fatalerweise abgewickelt worden. Der Journalist, Künstler und Berliner Gazette-Autor Ingo Günther kennt die Zeitung seit ihrer Gründung in den 1990er Jahren und war mit ihrem Verleger Bernard Krisher über mehrere Jahre hinweg im Gespräch:

Als der sechsjährige Bernie Krisher von seinen Eltern wegen der zunehmenden Gewalt in Deutschland auf einen “Urlaub” nach Frankreich mitgenommen wurde, konnte er nicht ahnen, dass die Gewalt autoritärer Regime die Rahmenhandlung zu seiner Lebensgeschichte liefern würden. Die jahrelange Reise, die kurz vor 1938 begann, brachte ihn und seine Eltern über Holland nach Paris, dann für über ein Jahr nach Portugal und endete schliesslich 1941 in Queens, NYC, wo er im Alter von zwölf Jahren seine erste Zeitung herausbrachte. Seither war er dem Journalismus verschrieben, der zum roten Faden seines Lebens wurde.

Mr. Krishers letztes Lebenskapitel und seine wahrscheinlich grösste Errungenschaft, die Tageszeitung The Cambodia Daily (CD), wurde im September systematisch angeschossen und dann eliminiert. Die Regierung in Kambodscha kalkulierte, dass sie sich nicht länger der Cambodia Daily aussetzen wollte – jener Zeitung, die Krisher 1993 gegründet (und finanziert) hatte. Nachdem die CD 7.500 mal erschienen ist (sechsmal pro Woche in den vergangenen 24 Jahren), gehört sie nun der Vergangenheit an.

Einer älteren Generation von Japanern ist Mr. Krisher noch ein Begriff, denn er war es, dem es als erstem Journalisten (und zudem noch Ausländer) gelang, ein persönliches Interview mit dem damaligen Kaiser Hirohito (posthum Tenno Showa genannt) zu ergattern. Das war in den 1970ern, als Krisher Chef des Newsweek-Redaktiosbüros Fernost in Tokio war. Es machte ihn in Japan über Nacht berühmt.

Noch zwanzig Jahre später galt er als einer der zehn einflussreichsten Ausländer in Japan. Nach diesem Coup machte er sich als Publizist und Berater von Shinchosha, einem der grossen japanischen Buch- und Zeitschriftenverlage, und als Gründer des FOCUS-Magazins einen Namen. Die Illustrierte FOCUS brachte es zu ihren besten Zeiten auf stolze zwei Millionen Exemplare wöchentlich. Bernie, damals Anfang 60, hatte sich seine Rente eigentlich schon verdient.

Eine Demokratie aus dem UNO-Baukasten

Doch 1993 hebt, unter japanischer Leitung, die UNTAC (United Nations Transitional Authority in Cambodia; Übergangsverwaltung der Vereinten Nationen in Kambodscha) der Welt jüngste Demokratie aus der Taufe. Hastig aus dem zusammengeschustert, was von Kambodscha nach zwei Jahrzehnten Krieg und Bürgerkrieg und einer der grössten Gräueltaten der modernen Geschichte – dem Autogenozid, dem mehr als zwei Millionen Kambodschaner zum Opfer fielen – noch übrig geblieben war.

Als Holocaust-Überlebender mit gutem Gespür für Verfolgung und deren Opfer, erkannte Krisher nicht nur sofort eine Chance, sondern sah auch eine Verpflichtung, die sogenannte Vierte Gewalt nach Kambodscha zu bringen – zu genau diesem Zeitpunkt. Als nun-Amerikaner war ihm auch die historische Mitverantwortung am Schicksal Kambodschas durchaus bewusst.

Er initiierte den Bau von dringend benötigten Schulen (bis heute weit über 500), Waisenhäusern und Krankenhäusern. Doch der unwahrscheinlichste und doch wichtigste Beitrag zum Erfolg der frischen Demokratie, war die Zeitung, die er in den Ruinen von Phnom Penh gründete.

Das kleine Heft im A4-Format (damit es kopiert oder gefaxt werden konnte), das nie eine höhere Auflage als 5.000 erreichte, stellte sich als die ultimative journalistische Schule für Hunderte junger Khmer-Reporter und westliche Journalisten heraus. Unter Krishers zwar sehr fürsorglichem, gleichzeitig aber forderndem und gelegentlich etwas ruppigem (Mikro-)Management bekamen Hunderte angehender Journalisten ihren ersten Schliff. Für mehr als einen Pulitzer-Preisträger begann die berufliche Karriere bei der Cambodia Daily.

Drei Leben für fünf Dollar!

Krisher, der aus Deutschland geflüchtete, eingebürgerte Amerikaner, der seit seiner Berichterstattung über die Olympiade von 1964 in Tokio lebt, vereint in seinem Tun und Handeln einen japanischen Loyalitätsbegriff mit einer jüdischen Sensibilität ethischer Verantwortung, gemischt mit einer Prise deutscher “Gründlichkeit”, und amerikanischer Anpackermentalität. Er erreichte, was alle anderen für schier unmöglich hielten.

Bernie Krishers Kreativität und sein Aktivismus kamen Kambodscha auf eine Weise zugute, die nicht in Gold aufzuwiegen ist. Ganz zu schweigen von den Containerladungen abgelegter Fahrräder, die er aus Tokios Strassen nach Phnom Penh brachte, oder dass er ein Motorrad -Laptop-Hybrid Projekt in Gang brachte, um Telemedizin und Internet in die entlegensten Gegenden zu bringen, die nicht einmal allradangetriebene Laster erreichen konnten – oder, dass er den japanischen Star-Architekten Kenzo Tange dazu brachte ein Krankenhaus fuer mittellose Kambodschaner kostenlos zu entwerfen und dessen Bau zu finanzieren und nebenher in vornehmen Hotels Kleingeld sammelte, um Moskitonetze für die Kambodschaner zu kaufen, die in Regionen lebten, von denen sich die Khmer Rouge zurückgezogen hatten. (“Rette 3 Leben für 5 $!”).

Statt auf direkten Konfrontationskurs zum autoritären Regime zu gehen, gross anzuklagen und im Namen der Freiheit eine ideologische Schlacht zu führen, erwies sich Krisher als Experte, mit den Gegebenheiten vor Ort umzugehen, mit Systemen (oder in deren Abwesenheit) zu arbeiten, eben unter Bedingungen die die meisten anderen Hilfswilligen zur Aufgabe gebracht und oder in den Wahnsinn getrieben hätten.

Der Macher und Beweger Krisher ist dem Reiz einer starken, zentralisierten Regierung gegenüber jedoch keineswegs immun; einer, von der er immer erwarten würde, dass sie eine wohlwollende “Diktatur” sei. Er hatte über Jahrzehnte verfolgtwie erfolgreich und effektiv eine paternalistisch-autoritäre Regierung in Singapur ihre Bürger offenbar zum eigenen Glück gezwungen hatte. Und Krisher (wie auch all diejenigen, die für ihn und mit ihm gearbeitet haben) kann sich gut selbst in so einer Rolle vorstellen, einer, die von seiner unnachgiebigen Überzeugung das Richtige zu tun, geleitet wird und dabei die geltende Konventionen übergeht – und wenn nötig, auch die Mehrheit. Alles, was er über die Funktionsweise von Regierungen gelernt hatte, stammt aus dem New York der 1950er Jahre, als er für die New York Herald Tribune über die City Hall berichtete.

Wirtschaftswunder oder Demokratie?

In Kambodscha gab es in den letzten Jahren moderate, aber messbare Fortschritte. Die Privateinkommen stiegen kontinuierlich, einige Reformen wurden durchgeboxt und sogar Indikatoren wie “persönliche Freiheit“ kletterten nach oben. Es galt, gerade im regionalen Vergleich mit Thailand, Laos und Vietnam als “freier” in Sachen Meinungsäusserung. Aber letztes Jahr fusionierten sich die Oppositionsparteien und wurden für die amtierende CPP (Kambodschanische Volkspartei) zu einer ernstzunehmenden Opposition.

Der Erfolg der CNRP (Kambodschanischen Partei der Nationalen Rettung) bei den diesjährigen Regionalwahlen hat die Alarmglocken läuten lassen. Ein hartes Durchgreifen begann – was man auch erwartet hatte. Einer der früheren Köpfe der Opposition, Sam Rainsy, der seit 2014 wieder im Exil lebt, wurde in Abwesenheit verurteilt; sein Nachfolger Kem Sokha wurde Anfang September in einer Nacht-und Nebelaktion wegen Hochverrats festgenommen. Seine Inhaftierung wurde zur passenden Titelgeschichte der letzten Ausgabe der Cambodia Daily – zusammen mit einer Nachricht über das eigene Ende: “Abstieg in die Diktatur”.

Der Cambodia Daily wurde ein rückwirkender Steuerbescheid von sechs Millionen US-Dollar zugestellt, der in nur wenigen Tagen beglichen werden sollte, sonst drohe der Einzug des Vermögens und Strafverfolgung. Was auf den ersten Blick wie ein überraschender, plumper Versuch erscheint, jede kritische Stimme und Opposition zum Schweigen zu bringen, ist viel eher ein Zeichen neuer wirtschaftlichen Verhältnisse.

Westliche Länder haben seit den 1990ern Millionen US-Dollar nach Kambodscha gepumpt. Nach zwei Jahrzehnten Krieg und Bürgerkrieg war es eine zusammengewürfelte Truppe aus Mitarbeitern von NGOs und offiziellen Entwicklungshelfern – plus Investitionen –, die einen wichtigen Anschub gaben.

Aber diese Geldströme wurden in letzter Zeit immer schwächer. Die im Zuge der politischen Entwicklung in den USA – vom Politologen Ian Bremmer “G-Zero” getauft – schwindende finanzielle Präsenz der Vereinigten Staaten ist auch in Kambodscha vernommen worden. Die grob 43 Millionen Dollar an jährlichen Entwicklungsleistungen sollen, einem Dokument zufolge, das im April weithin bekannt wurde, auf Null gestrichen werden. Hilfeleistungen sollen um 70 Prozent gekürzt werden, von 77 auf 23 Millionen. Kurz nachdem das herauskam, sagte Kambodscha die für 2017 geplanten gemeinsamen Manöver mit den US-Streitkräften für 2017 bis auf Weiteres ab.

Kambodschas Premier Hun Sen verlor keine Zeit, Präsident Trumps Verachtung für die Medien zu loben und ihn zu zitieren. Er gelobte, die Medien, die “Frieden und Sicherheit” des Königreichs gefährdeten, zu “zermalmen” und rief alle “ausländischen Agenten” dazu auf, sich selbst zu zensieren – oder sie würden zum Schweigen gebracht werden.

Auf den ersten Blick wirkt es so, als ob die USA und China ihre kambodschanische Kursrichtung koordiniert hätten. Während das US-amerikanische Engagement zurückgefahren wurde, erhöhte China – bereits seit 2010 der grösste Investordie Investitionen und Darlehen. Inzwischen ist es der grösste Geldgeber und Investor im Land, seine Milliarden stellen die Investitionen aller anderer Länder zusammengerechnet in den Schatten.

Yuan statt $

Die oft kritische und investigative Zeitung Cambodia Daily wurde bislang von der Regierungspartei zumindest teilweise toleriert, um der internationalen Gemeinschaft zu demonstrieren, dass es keine Zensur gäbe. Das neue chinesische Geld kommt jedoch ohne Auflagen. Das Feigenblatt einer Freien Presse wird nicht mehr gebraucht.

Die bilateralen Beziehung werden zusätzlich durch das Beharren der US-Regierung belastet, die nicht willens ist, ein Darlehen aus den Zeiten des Vietnamkrieges abzuschreiben, welches die von den USA eingesetzte Lon Nol-Regierung zu nehmen gezwungen war. Damals trieben 2,74 Millionen Tonnen amerikanischer Bomben die Landbevölkerung von den Reisfeldern in die Städte, wo bald die Nahrungsmittelvorräte ausgingen. Die ursprünglichen 275 Millionen US-Dollar sind inzwischen auf mehr als eine halbe Milliarde angewachsen, inklusive Zinsen und Säumnisgebühren. Die USA helfen zwar bei der Minenräumung und der Beseitigung nicht detonierter Bomben, haben aber bis zum heutigen Tag keine Wiedergutmachung für die Flächenbombardierungen und die Tausenden Getöteten angeboten.

Das Land, 1993 das Schlusslicht der internationalen Wirtschafts- und Entwicklungsrankings, ist in den letzten Jahren mit einer stetigen, beachtlichen Rate von 7,6 Prozent gewachsen – trotz anhaltender Probleme wird es seit 2015 bei der Weltbank als Staat mittleren Einkommens im unteren Bereich geführt. Das ist nicht zuletzt den massiven chinesischen Investitionen geschuldet.

Auch China scheint damit zufrieden zu sein, was es im Gegenzug dafür erhält: seit den Grossinvestitionen von 2012 ein de-facto Veto bei der ASEAN (Verband Südostasiatischer Nationen). Ein von China kontrolliertes Phnom Penh nimmt der ASEAN jegliche Verhandlungsmacht. Alle Unstimmigkeiten mit China werden bilateral geklärt werden müssen, insbesondere die Seestreitigkeiten im südchinesischen Meer.

Das Ende des unabhängigen Journalismus

Dies markiert das Ende einer Ära in Südostasien. Es ist auch das Ende einer Ära, in der gedruckte Zeitungen eine zentrale Rolle für die Rechtsstaatlichkeit spielten. Sie gaben der Zivilgesellschaft eine Möglichkeit, die Instanzen der Demokratie zu kontrollieren.

The Cambodia Daily nahm nie Geld von irgendeiner Regierung an; sie war so unabhängig, wie eine Zeitung es nur sein kann. Die Abhängigkeit von den Anzeigeneinnahmen aber war ihre Achillesferse. Als Hun Sen die Zeitung öffentlich als “den schlimmsten aller Diebe” diffamierte, war das eine kaum verhüllte Drohung an Anzeigenkunden: Wer die Cambodia Daily finanziell unterstützt, machte sich mitschuldig und setzt sich möglichen Repressalien aus.

Den inzwischen arbeitslosen Journalisten und Reportern wurde gedroht, dass man sie als Spione betrachten oder rechtliche Schritte gegen sie einleiten könnte, falls sie weiter für ausländische Medien aus Kambodscha berichten würden. Offenbar ist dies das Ende des unabhängigen Journalismus in Kambodscha.

Without Fear or Favor

Es könnte auch das Ende einer der erfolgreichsten und umsichtigsten Akteure der Verlagsgeschichte Asiens sein – Bernard Krisher, des Journalisten, Flüchtlings und Holocaust-Überlebenden deutscher Herkunft, des USAmerikaners mit Wohnsitz Tokio. Krishers Schwiegersohn, der Geschäftsführer der Cambodia Daily, wurde mit einem Ausreiseverbot belegt, seine Konten wurden gesperrt. Der inzwischen 86-jährige Krisher verlor keine Zeit sofort ein Visum zu beantragen, um als Eigner der Regierung gegenüber persönlich Rechenschaft abzulegen und für die Zeitung einzustehen. Das Visum wurde ihm bereits ausgestellt. Krisher wird dem Motto seiner Publikation gerecht: “Without Fear or Favor” (zu dt.: etwa: Uneingeschüchtert und Unvoreingenommen).

Ohne dramatisch sein zu wollen, ist dies eine Frage von Leben und möglichem Tod für den herzkranken Herausgeber, der schon mehrere Schlaganfälle hinter sich hat. In einem vor mehreren Jahren geführten Interview erklärte Krisher, dass er ganz dafür plädiere, sich wenn nötig gegen die Macht zu erheben, sogar zu Akten zivilen Ungehorsams zu greifen, aber immer auch mit der Bereitschaft verbunden, dafür die Konsequenzen zu tragen.

Noch ist es unklar, ob es Böswilligkeit oder Inkompetenz waren, die dazu führten, dass auch die Konten seiner Wohltätigkeits- organisationen Japan Relief und World Assistance for Cambodia eingefroren wurden. Diese wurden von seiner Tochter Deborah geführt. So haben es die Behörden, absichtlich oder aus blosser Unfähigkeit, geschafft, die streng voneinander getrennten, gemeinnützigen Stiftungen, die Krisher vor über 20 Jahren gegründet hat, auch noch stillzu legen. Die Steuerbehörden behaupten allerdings, dass die Konten nicht betroffen seien.

Der grösste Teil der insgesamt 120 Personen zählenden Belegschaft der NGOs musste beurlaubt werden, der Bau von Schulen musste gestoppt werden, der Englisch- und Computerunterricht in 90 Schulen wurde ausgesetzt, und das Waisenhaus für 40 Kinder wird nur noch wenige Wochen lang weitermachen können. Tausende Schüler sind betroffen.

Es ist das krasseste Beispiel für eine offenbar konzertierte Aktion, die sich gegen alles richtet, was ausländisch oder kritisch erscheint, besonders wenn es in Verbindung mit den USA gebracht werden kann. Radiostationen, die VOA (Voice of America) übertrugen, verloren ihre Lizenz, FRA (Radio Free Asia) wurde geschlossen, mehrere NGOs zur Stärkung demokratischer Strukturen wurden aus dem Land beordert. Sogar dem Peacecorps wurde nahegelegt, zu packen. Der Oppositionsführer wurde des Hochverrats angeklagt und inhaftiert.

Und doch zog fast keine dieser Aktionen mehr als eine Meldung nach sich: Hier nimmt ein autoritäres Regime eben jene “typischen” Massnahmen vor, bei denen systematisch alles Oppositionelle ausgeschaltet wird, um den Ausgang der Parlamentswahlen im nächsten Jahr schon jetzt zu besiegeln.

Die Schliessung der Cambodia Daily sticht jedoch heraus – und sei es nur wegen der grossen Anzahl von Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln, die wehmütig an die Herausforderungen, die Abenteuer, die epischen Erfolge, an die historische Bedeutsamkeit erinnern – und die tiefgreifende Wirkung der CD auch auf jene die die Zeitung produzierten

Die CD war regelmässig in den angesehensten Publikationen der Welt zitiert worden und hatte sich das Recht verdient, sich als kambodschanische Leitmedium (“Newspaper of Record”) zu bezeichnen. Keine grosse internationale Publikation versäumte es über ihre Bedrängnisse und Schwierigkeiten zu berichten und das abzusehende Ende der Zeitung zu beklagen: Foreign Affairs, The Guardian, The Times, die BBC und sogar der Erzrivale, die Phnom Penh Post, um nur ein paar zu nennen.

Angesichts des Ausbruchs von Gram, Traurigkeit, Fassungslosigkeit und Wut hofft man, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir einen grossen Kinofilm über diesen inzwischen legendären Verteidiger der Wahrheit und rechtsstaatlicher Aufrichtigkeit zu sehen bekommen.

Cambodia Daily 2.0

Jetzt ist die Daily erstmal tot und ein Lebenswerk humanitären Erfindungsreichtums und Güte wird systematisch zerstört. Aber weder ist diese Geschichte schon an ihrem Ende angelangt, noch ist die Saat unabhängigen Journalismus' und die Kompetenz verloren gegangen. Die Echos der Cambodia Daily werden in Kambodscha und an anderen Orten noch eine zeitlang nachhallen. Immerhin hat bereits eine ehemalige kambodschanische Redakteurin ihre Hoffnung auf die Wiederauferstehung als Cambodia Daily 2.0 öffentlich kundgetan. Bleibt die Frage offen, wer in dieser neuen Ära in die gigantischen Fussstapfen des schon legendären Bernard Krisher treten kann.

Ingo Günther
berlinergazette.de

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