Die Finanzkrise und das süsse Gift der Eurobonds Afrika vor einer neuen Schuldenkrise?

Politik

6. August 2018

Christine Lagarde, Direktorin des IWF, warnte afrikanische Staaten noch 2014, nicht „zu viele Schulden“ aufzunehmen. Ende letzten Jahres konstatierte sie schon, einige Staaten Afrikas hätten ernsthafte Schuldenrisiken angehäuft. Die IWF-Chefin ist nicht die einzige Warnerin.

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Luftansicht auf Maputo, die Hauptstadt von Mosambik. Foto: Jcornelius (CC BY-SA 2.0 cropped)

6. August 2018
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Einige afrikanische Staaten weisen deutliche Anzeichen einer Schuldenkrise auf. Besonders die Verschuldung in fremder Währung stimmt äusserst kritisch. Der Tschad, die Republik Kongo, Südsudan, Eritrea und Mosambik gerieten laut IWF 2017 in finanzielle Notlage („debt distress“), d.h. sie konnten ihre Zinsen oder Schulden nicht mehr bedienen. Schon 2016 konnte Simbabwe seine Schulden nicht bedienen. Sambia ersucht schon seit Ende 2016 wiederholt ein IWF-Rettungspaket. Ghana hingegen hat ein solches IWF-Restrukturierungspaket erhalten.

Ursachenforschung: Die Finanzkrise und das süsse Gift der Eurobonds

Zwischen 2006 und 2016 legten mehr als ein Dutzend afrikanische Staaten sogenannte Eurobonds (auch Sovereign Bonds) auf. Mit diesen Schuldverschreibungen nahmen die Staaten Schulden in Höhe von mehr als 50 Milliarden US-Dollar auf, die sie in US-Dollar zurückzahlen müssen. Allein 2018 haben einige afrikanischen Staaten, namentlich Ägypten, Angola, Nigeria, Senegal, die Elfenbeinküste, Ghana, Kenia und Südafrika schon Eurobonds in Höhe von mehr als 23 Milliarden US-Dollar an die Märkte gebracht (hier und hier).

Lagarde sagt sogar, dass die Investoren „so begierig waren, Geld zu verleihen, dass sie die Risikoabschätzung nicht ernsthaft genug betrieben haben“. Und ein Banker ergänzt:

„People will buy anything so long as it offers them yield and diversification“.

Risiken durch Eurobonds

Die Verschuldung durch Eurobonds und somit in einer fremden Währung geht mit gravierenden Risiken einher: vor allem Wechselkurs- und Liquiditätsrisiken. Staaten, die Eurobonds ausgegeben haben, müssen die Zinsen und die Rückzahlung in US-Dollar leisten. Da die afrikanischen Währungen jedoch kurzfristig häufig stark schwanken und langfristig dauerhaft abwerten (nominal um 3 bis 4% jährlich für den Zeitraum 2000 bis 2013, was sich auf eine kumulierte Abwertung von 44% addiert), werden die Zins- und Rückzahlungskosten mit der Zeit immer teurer.

Bei den afrikanischen Staaten ist davon auszugehen, dass Investoren einen Teil ihrer Anlagen zukünftig eher in US-Anleihen (bei einem dortigen Zinsanstieg) oder Anlagen mit geringerem Risiko anlegen. Die afrikanischen Staaten stünden dann vor dem Problem, dass sie ihre Schulden gar nicht oder nur zu hohen Kosten refinanzieren können. Laut einer Studie von 2015 besteht dieses Liquiditätsrisiko bei 66% der Eurobonds afrikanischer Staaten.

Problemursache: Mangelhafte Diversifizierung

Auf den ersten Blick erscheinen die Rohstoffexporte als positiv, da sie zu Dollar-Einnahmen führen, mit denen Auslandsschulden beglichen werden können. Verfallen allerdings die Rohstoffpreise – beispielsweise durch abnehmende Nachfrage aus China oder durch den durch die Energiewende und das Fracking bedingten geringeren Ölpreis – sinken die Staatseinnahmen der afrikanischen Staaten rapide und somit auch die Fähigkeit Dollar-Schulden zu bedienen. Ebenso sind sinkende Rohstoffpreise eine Ursache Abwertungen, die wiederum die Re-Finanzierung von Schulden verteuern.

Festzuhalten ist jedoch auch, dass einige afrikanische Staaten die Eurobond-Kredite für Konsumzwecke genutzt haben, statt sie in die Diversifizierung ihrer Ökonomien zu investieren. Hier stellt sich jedoch die Frage, ob nur der afrikanischen Seite ein Vorwurf zu machen ist. Denn eine Diversifizierung wird auch durch das internationale Umfeld, d.h. bspw. die Handelspolitik, erschwert.

Nico Beckert
zebralogs.wordpress.com