Mika Vainio: Lydspor One & Two Die letzten Aufnahmen des finnischen Elektropapst

Kultur

Die Auseinandersetzung mit sogenannter Noise Music ist sicher nicht die einfachste und es gibt beileibe zugänglichere Genres.

Mika Vainio, September 2006.
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Mika Vainio, September 2006. Foto: bthrewww (CC BY-SA 2.0 cropped)

14. Oktober 2018
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Nicht selten verstecken mehr oder minder zweifelhafte Artists ihr mässiges musikalisches Talent hinter sporadischer Abstraktheit und versuchen, uninspirierten, inhaltslosen Krach als Kunst zu verkaufen. Das ist zum Glück nicht immer so. Einer der ganz grossen Noise-Artists der letzten drei Jahrzehnte ist bzw. war wohl Mika Vainio.

Der im letzten Jahr überraschend verstorbene Finne schaffte es wie kein Zweiter, geballten Krach und rohe Sounds mit einer unverkennbaren Persönlichkeit auszustatten. Während uns die Ergebnisse anderer Noise-Künstler oft mit einem verdutzten »Und jetzt?« zurücklassen, schafft es Vainio nicht selten, uns schon beim ersten Hörkontakt ein »Aha!« zu entlocken. Die grosse Kunst Vainios liegt eben darin, dass sich seine Welt durch seine Aufnahmen erschliesst und keines (pseudo-)intellektuellen Unterbaus bedarf.

Nun präsentiert ein neu gegründetes Label aus dem Dunstkreis des bekannten Synthesizer-Herstellers Moog eine der letzten Aufnahmen Mika Vainios aus dem Jahr 2015. Entstanden sind zwei je zwanzig Minuten dauernde Klangreisen mit dem einfachen Titel »Lydspur« (dänisch für Tonspur oder Soundtrack) in einem vom Moog Sound Lab zur Verfügung gestellten Studio. Hierzu soll in Zukunft mehreren ausgewählten Artists Zutritt gewährt werden und es soll dazu eine eigene Release-Reihe auf besagtem Label entstehen. Mika Vainio schaffte es noch, sich beim Mastering dieser Veröffentlichung persönlich einzubringen.

Eine bereits geplante zweite Kooperation des Künstlers mit dem Moog Sound Lab konnte nicht mehr umgesetzt werden. Auf diesem Release lässt Vainio es aber noch einmal richtig krachen. Wie vom Meister gewohnt, bekommt man ein dynamisches Wechselspiel von brachial rohen Bässen, schön texturierten Drones und leiseren, kristallineren Sounds. Seine Handschrift ist unverkennbar und erinnert streckenweise an das grossartige Album »Oleva« aus dem Jahr 2008, erschienen unter seinem Pseudonym Ø.

Martinee
Erstpublikation auf skug.at

Mika Vainio: Lydspor One & Two. Moog Sound Lab 2018.