Rezension zum Film Der Mieter von Roman Polański

Kultur

Bisher kannte ich nur «Der Pianist» von diesen Ausnahme-Künstler, jetzt aber kam ich endlich in den Genuss eines etwas älteren Werk von Roman Polański.

Der polnische Filmregisseur Roman Polański mit seiner Ehefrau Emmanuelle Seigner.
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Der polnische Filmregisseur Roman Polański mit seiner Ehefrau Emmanuelle Seigner. Foto: Georges Biard (CC BY-SA 3.0 unported)

2. Juni 2014
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4 min.
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Korrektur
Beeindruckt von der nervenaufreibenden Stimmung die der Regisseur in seinem Film «Der Mieter» aufbaut, habe ich den Streifen noch immer nicht ganz verdaut.

Der Plot, der auf einen Roman von Roland Topor basiert, handelt von einem jungen Mann, Trelkovsky (gespielt von Polański selbst), der in Paris arbeitet und eine Unterkunft sucht. Er findet schliesslich eine keine Zweizimmerwohnung, die gerade leer geworden ist, weil sich die Vormieterin umgebracht hat. Sie hat sich aus ihrer Wohnung gestürzt, aber niemand kennt den wahren Grund für ihre plötzliche Entscheidung.

Nichtsdestotrotz, handelt Trelkovsky einen Preis mit dem Vermieter Monsieur Zy (Melvyn Douglas) aus. Dieser stellt sofort klar, dass es in seinem Haus äusserst wichtig sei, sich ruhig zu verhalten. Der junge Mieter willigt ein und verspricht, dass er sich stets leise und angemessen verhalten werde. Da er von Natur aus ein eher unauffälliger, geordneter und höflicher Mensch ist, verschwendet er keine weiteren Gedanken daran. Doch schon bald, als er eines Abend ein paar Freunde zu einer Einweihungsparty einlädt, bekommt er es mit dem mürrischen Nachbarn zu tun. Ihm wird mit der Kündigung des Vertrages gedroht, sollte so etwas noch einmal vorkommen.

Nachdem ein paar Tage vergehen und er nach Feierabend stets bemüht ist, die Wohnung auf Vordermann zu bringen, klopfen die Nachbarn wieder an die Wände und treten für Ruhe im Haus ein. Es sei einfach nicht tragbar, dass er abends Möbel verschiebe, mit Schuhen auf und ab ginge oder Musik höre. Trelkovsky, der scheinbar niemals aus der Ruhe zu bringen ist, entschuldigt sich höflich und gelobt Besserung. Als er jedoch hinter einem Kasten einen menschlichen Zahn entdeckt und er jeden Abend vis à vis von seinem Fenster, diverse Mitbewohner sieht die stundenlang in der gemeinschaftlichen Toilette rumstehen und nichts machen, wird ihm die Sache unheimlich.

Unterdessen terrorisieren ihn weiterhin die Nachbarn, die mittlerweile jeden seiner Schritte als Störfaktor empfinden. Der Mann beginnt langsam aber sicher die Kontrolle zu verlieren und fühlt sich ständig verfolgt und beobachtet. Trelkovsky widerfährt ein Paranoia-Anfall nach dem anderen und beginnt anscheinend zu verstehen, dass die Nachbarn für den Tod seiner Vorgängerin verantwortlich sind…

Ungefähr 120 Minuten dauert der Spuk. Der Zuschauer begleitet den Mieter auf Schritt und Tritt und beobachtet seine „Verwandlung“. Polański, der die Hauptrolle selbst spielt, bietet eine wahnsinnige Performance. Genauso wie der Regisseur, stammt der Hauptcharakter aus Polen, hat aber die französische Staatsbürgerschaft. Diese nicht unwichtige Information zieht sich durch den gesamten Film hindurch. Ob Polański tatsächlich sich selbst im Film spielt ist fraglich, mir fehlen dazu leider die nötigen Quellen. Auf jeden Fall sollte man sich den Film in Ruhe ansehen und die steigende Unsicherheit auf sich wirken lassen.

Der Streifen bietet Horror- wie Mysteryelemente und lässt sich nur sehr schwer in ein Genre einordnen. Der polinische Regisseur schaffte mit diesem Titel eine einzigartige Atmosphäre und der Zuschauer, der irgendwann einen wagen Verdacht bekommt was wirklich gespielt wird, erfährt am Schluss die schockierende Wahrheit, ein unangenehmer Cut beendet aber sofort den Film. Die Musik von Phillippe Sarde ist mir dabei übrigens nicht unbedingt aufgefallen, weshalb sie wohl hervorragend gepasst haben muss.

Lorenz Mutschlechner
film-rezensionen.de

Der Mieter

Frankreich

1976

-

120 min.

Regie: Roman Polański

Drehbuch: Gérard Brach, Roman Polański

Darsteller: Roman Polański, Isabelle Adjani, Melvyn Douglas, Jo van Fleet

Produktion: Hercule Belville

Musik: Philippe Sarde

Kamera: Sven Nykvist

Schnitt: Françoise Bonnot

Dieser Artikel steht unter einer Creative Commons (CC BY-NC-SA 3.0) Lizenz.