Die imperialistische Show zur Rettung der Welt Klimagipfel in Paris

Gesellschaft

Die Grossen der Welt haben sich zusammengesetzt und beschlossen, dem Klimawandel entgegenzutreten. Und nach einigen Tagen des Zerrens um ein halbes oder ganzes Grad konnte mit Pauken und Trompeten eine Einigung verkündet werden.

Klimagipfel in Paris.
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Klimagipfel in Paris. Foto: August Brill (CC BY 2.0 cropped)

14. Dezember 2015
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Der Weltuntergang ist wieder einmal abgesagt, so der begeisterte Tenor der Medien.

Dass es einen Klimawandel gibt, ist unbestritten, aber worin er besteht, darüber können die Meinungen schon auseinandergehen. Es gibt ja so Faktoren wie die Vernichtung von Waldbeständen, durch Rodung und Brand, die die Feuchtigkeit des Planeten nicht mehr binden können, sowie Luftverschmutzung und und die Vermüllung der Weltmeere, die Wirkungen auf das Niederschlagsverhalten und Meeresströmungen haben.

Mit Hilfe der Wissenschaft, die bereitwillig assistiert, wurde jedoch der Ausstoss von Kohlendioxid und anderen „Treibhausgasen“ als Hauptübel ausgemacht, die das Ozonloch und die Erwärmung des Planeten verursachen.

Diese Substanzen mögen ja durchaus einen Anteil an der ganzen Misere haben, aber es ist doch auffällig, wie sich auf diese Treibhausgase als Zielobjekt eingeschossen wird, um dann medial aufgebauschte Konferenzen über deren Reduktion veranstalten zu können.

Lateinamerikanische, europäische oder asiatische Staaten zu einem anderen Umgang mit ihren Waldbeständen zu bringen, ist unter den Bedingungen des weltweit gültigen Privateigentums und anerkannten Geschäftsinteresses offensichtlich unmöglich. Also wird die Abholzung von Wäldern als Ursache von Klimawandel mehr oder ausgeschieden und geht deswegen auch munter weiter. In Ungarn wurde z.B. vor einigen Jahren mit EU-Geldern ein Kohlekraftwerk in Pécs zu einer Verbrennungsanlage für Hackschnitzel umgebaut und in demjenigen Land Europas, das ohnehin den geringsten Baumbestand im Verhältnis zur Gesamtfläche hat, werden fest Bäume gefällt, um dann in gewaltigen Mengen verheizt zu werden. Alles unter dem Stichwort „umweltfreundlich“, weil weg von fossilen Brennstoffen.

Man sollte also die eine Nützlichkeit des Treibhaus-Gas-Tam-Tams nicht vergessen: Andere Formen der Schädigung von Mensch und Natur sind damit aus der Schusslinie und können ohne Einschränkungen weiter betrieben werden.

Wenn das moderne Märchen von den Abgaswerten, an denen die Zukunft unseres Planeten hängen soll, einmal von allen mit grossen Augen angehorcht wird, so kann erstens ein imperialistischer Schlagabtausch stattfinden, welches Land sich seine Industrie noch leisten oder überhaupt eine aufbauen darf. Die Klimakonferenzen erweisen sich als ein weiteres Vehikel zur Konkurrenz der Nationen und zur Desindustrialisierung der subalternen Staaten, zu denen inzwischen auch ein Teil der europäischen gehört.

An dem VW-Skandal kann man schön ablesen, wie diese CO2-Ausstoss-Grenzwerte sich als Mittel in der Konkurrenz der Kapitale und Nationen einsetzen lassen. Also erstens, wie die Staaten ihre Grenzwerte festlegen, und zweitens, wie die Produzenten mit diesen Vorgaben umgehen. (Die manipulierten Motoren wurden in den USA als „besonders umweltfreundlich“ angepriesen.)

Nebenbei ist auch ein schwunghafter Handel mit Emissionswerten entstanden, der dem Finanzkapital, dessen Aktionsradius sich seit der Krise deutlich verringert hat, eine Art Ventil beschert: Potentere Staaten können sich für das Überschreiten der Grenzwerte freikaufen. Diejenigen Staaten hingegen, die ohnehin keine Industrie haben, die dergleichen Abgase erzeugt, und auch mit ihrem Autoverkehr unterhalb der ihnen zugeteilten Quote bleiben, können ihr nicht vorhandenes Verschmutzungs-Potential zu Geld machen – aus ihrer Armut also Devisen erlösen.

Schliesslich soll man die ideologische Dimension solcher Spektakel nicht unterschätzen: Zumindest die Medien bemühen sich sehr, diesen Klima-Gipfel als Erfolg zu verkaufen:
  • Alle Staaten sind bereit, sich angesichts der Gefahr einzuschränken. Die Moral der Regierungen ist also intakt, sie handeln verantwortungsbewusst. Man kann ihnen als Staatsbürger vertrauen. Unsere Herrschaft ist also gut und wir sollen uns ihr weiterhin unterwerfen.
  • Die Macher der Welt haben die Lage im Griff. Die Wissenschaft weiss alles, die Regierungen handeln danach, der umweltbewusste Bürger kann also beruhigt schlafen. Er trennt Müll und spart Energie, und die da oben sorgen dafür, dass alles weiterhin klappt.
  • Der Imperialismus ist nicht nur ein Nest von Gegensätzen, an denen eine Reihe von Staaten schon zugrunde gerichtet worden ist und, wie die Ukraine, Syrien oder der Jemen, weiter zerstört wird. Das sind Peanuts. In wichtigen Fragen halten die Grossen zusammen. Sogar China, das ewige Schmuddelkind, zeigt Einsícht.
Es geht doch nichts über das beste aller Systeme, die internationale Staatengemeinschaft und unsere tollen Politiker.

Amelie Lanier