Erklärung 20. Jahrestag des Todes der politischen Gefangenen der R.A.F.

Archiv

Aus Anlass des 20. Jahrestages des 18.10.77, an dem Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan Carl Raspe, politische Gefangene der RAF im Hochsicherheitsknast von Stuttgart-Stammheim staatlich ermordet wurden (wie schon Ulrike Meinhof am 9.5.76 und dann Ingrid Schubert am 12.11.77 in Stadelheim) haben wir:

Justizvollzugsanstalt Stuttgart.
Mehr Artikel
Mehr Artikel

Justizvollzugsanstalt Stuttgart. Foto: Manecke (CC BY-SA 3.0 cropped)

7. Dezember 1997
1
0
3 min.
Drucken
Korrektur
1. In der Nacht vom 16./17. Oktober 1997 das Auto von Dr. Peter Stüber, Präsident der Handelskammer Deutschland-Schweiz, in seinem Bonzenquartier in Zollikon mit Feuerwerk begrüsst und mit Säure und Isolierschaum aus dem Verkehr gezogen.

2. In der Nacht vom 21./22. Oktober 1997 beim Deutschen Generalkonsulat, Kirchgasse 48, Zürich, mit Feuerwerk an die Türen geklopft und es, wie jedes Jahr seit 77, mit Farbe gekennzeichnet.

Dabei geht es uns nicht um das Abfeiern eines "Gedenktages", sondern erstens um den Ausdruck unserer Solidarität mit den Gefangenen Genossinnen der RAF, die noch heute Geiseln eines rachsüchtigen Staates sind und bedingungslos freigelassen werden müssen, sowie um den gemeinsamen Kampf mit den Genossinnen der Cellules Communistes Combattentes in Belgien, die für ihre Freilassung kämpfen; zweitens um den Ausdruck davon, dass die revolutionäre Geschichte wichtig ist für die Entwicklung einer revolutionären Perspektive heute, für zukünftige Kämpfe.

Im gleichgeschalteten bürgerlichen Blätterwald und TV-Zirkus dröhnt uns ihr Feiern des endgültigen Scheiterns des revolutionären bewaffneten Kampfes entgegen, untermalt von einem Chor von Geschichtenerzählerinnen: sie unterstützen, gewollt oder ungewollt, die bürgerlichen Konterstrategie, die schon immer kollektive Kämpfe in Einzel-Psycho-Schicksale verdrehte.

Was heisst hier Scheitern? Der revolutionäre Prozess verläuft in Phasen, und der bewaffnete Kampf der 70er Jahre  ist eine davon, ist Teil der revolutionären Geschichte, eine wichtige Erfahrung unter den damaligen Bedingungen, in der damaligen Situation.

Wir werden daraus lernen, wie der revolutionäre Kampf in der heutigen Situation weiterzuführen ist, unter Bedingungen, in denen sich die Klassengegensätze für alle sichtbar verschärfen.

So versuchen wir, an die Kämpfe der 70er Jahre auf unsere Weise anzuknüpfen, so wie die bewaffnet kämpfenden Genossinnen auf ihre Weise an die revolutionären Kämpfe zu Beginn unseres Jahrhunderts anknüpften.

"Proletarische Revolutionen ... kritisieren beständig sich selbst, unterbrechen sich fortwährend in ihrem eigenen Lauf, kommen auf das scheinbar Vollbrachte zurück, um es wieder von neuem anzufangen, verhöhnen grausam gründlich die Halbheiten, Schwächen und Erbärmlichkeiten ihrer ersten Versuche, scheinen ihren Gegner nur niederzuwerfen, damit er neue Kräfte aus der Erde sauge und  sich riesenhafter ihnen gegenüber wieder aufrichte, schrecken stets von neuem zurück vor der unbestimmten Ungeheuerlichkeit ihrer eigenen Zwecke, bis die Situation geschaffen ist, die jede Umkehr unmöglich macht, und die Verhältnisse selbst rufen: Hier ist die Rose, hier tanze!"

Karl Marx: Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte