Politik Zur Lage in Zaire

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Zaire ist eine ehemals belgische Kolonie und Nachbarland von weiteren Kriesenstaaten wie Ruanda, Uganda, Sudan, und Angola. Zurzeit herrscht dort das Chaos. Mobuto, langjähriger Präsident und Busenfreund von Bush und Mitterand, traut sich nicht mehr an die Öffentlichkeit.

Flüchtlingscamp in Zaire.
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Flüchtlingscamp in Zaire. Foto: PD

7. Dezember 1995
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Das Land wird zurzeit von einer Übergangsregierung, dem vorstehenden Premierminister und dem Parlamentspräsidenten geführt und verwaltet, wenn mensch dem so sagen will. Beamte und Funktionäre werden kaum noch bezahlt.

In Wirklichkeit regiert die Macht der Waffen. Die Militärs führen im ganzen Lande ihre kleineren Raubzüge durch.

Ob Soldat oder Offizier, jeder holt sich seine Häppchen, wo auch immer es geht, ins besondere beim Volk, also bei den Schwachen. Zurzeit wird auf Bestellung und gegen Bezahlung verhaftet; nicht nach Recht und Ordnung. Konkret: Hast Du einen Feind, so gehst Du zur Polizei, in Zaire übernimmt auch das Militär diese Aufgabe.

Du bezahlst dem Soldaten 100$ und zeigst ihm den Menschen, den du gerne im Gefängnis haben willst. Dabei ist es völlig gleichgültig ob dieser an einem Verbrechen beteiligt gewesen ist oder nicht. Er verschwindet jedenfalls für mehrere Jahre oder bis an das Ende seines Lebens im Gefängnis. Zaire, ein Land der Gegensätze.

Im Vergleich zwei Regionen. Der Süd-Kiru, genauer Shabarde: Im Regenwaldgebiet gibt es für alle im Überfluss Nahrungsmittel, Reis, Manioh und das daraus resultierende Fou-Fou, Wild, verschiedenste Bananen (süsse, weniger süsse, grosse, kleine, gelbe, rote, grüne), süsse Kartoffeln, Sombe, Ananas, Zitronen, Kaffee...

Dafür fehlt es an Hygiene (Seife ist im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert), an sauberem Wasser und an anderen Luxusgütern, die für uns SchweizerInnen bereits zur Selbstverständlichkeit geworden sind wie Zucker, Tee oder Salz.

Diese Güter gibt es entweder gar nicht oder dann sind sie nur zu horrenden Preisen zu erstehen. Ein unvollständiges Set an Besteck gibt es vielleicht je Dorf. Von irgendwelchen Hilfswerken stammen meistens Kleider und Schuhe, die aber nicht etwa gratis abgegebenen werden. Die Kleidersäcke gelangen irgendwie in die Hände von dubiosen Händlern, welche ihre Beute dann frischfröhlich an die Bevölkerung verkaufen.

Die einzige eigentliche Einkommensquelle ist für die Einheimischen die Goldsuche, was eine sehr beschwerliche Handarbeit ist und nur kleine Gewinne bringt, die sich bei Abgaben durch Militärsperren zusätzlich verkleinern. Vom Goldsuchen alleine ist noch kein Einheimischer reich geworden, ist doch der Goldhandel in den Händen weniger meist weissen ausländischen Firmen.

Die RegenwaldbewohnerInnen wie z.B. die Bairegas sind kaum an Handel interessiert; sie scheinen unmotiviert und zeigen wenig Verständnis und Begabung für die ökonomischen Prinzipien des Kapitalismus, eigentlich bemerkenswert. Die Familienstruktur ist patriarchisch. Die Frauen arbeiten, kochen, waschen, putzen, bestellen die Felder, während der Mann sich im Schatten seines Holzpavillons ausruht.

Das sagen hat aber nach eigenen Angaben der Mann. Das von uns mitgebrachte Gepäck und die Palmölproduktion wurde tatsächlich ausschliesslich von Frauen und Kindern getragen.

Im Gegensatz zum Süd-Kiru die Region Shaba.

Dieser Landesteil ist reich an Bodenschätzen wie Gold, Kupfer, Diamanten und hochwertigem Uran, welches angeblich für die Herstellung der Atombomben diente, die Hiroshima und Nagasaki gänzlich vernichteten.

Dies erzählte mir jedenfalls ein Zairer. Während Bodenschätze reichlich vorhanden sind, fehlt es jedoch an Nahrungsmitteln. Die Bevölkerung hungert, wenn man/frau von den reichen Geschäftsmännern aus In- und Ausland absieht.

Kinshasa, wohl eine typische Hauptstadt einer "Bananenrepublik" oder Militärdiktatur; kilometerlange arme Stadtteile, voller Menschen und Hütten. Um die schäbigen und trotzdem nicht ganz billigen Hotels (15-20$ pro Nacht) und Restaurants zahlreiche Frauen, die sich prostituieren.

Daneben gibt es das Zentrum mit einigen weltbekannten Firmen (z.B. Ciba) in Betonbauten europäischer Art, das Villen- und Botschaftsviertel, aus dem einige Luxushotels herausragen, die aber selbst für normalverdienende Europäer unbezahlbar sind (100-200$ die Nacht).

Was die Menschen in Zaire überall verbindet, ist nicht zuletzt der Alkohol in seinen verschiedenen Formen.

Die RegenwaldbewohnerInnen trinken ihren Palmwein und die Stadtmenschen vor allem Bier, vor allem das einheimisch Primus-Bier. Primus bedeutet im Volksmund Peuple Revolutionär Integre Massivement (en l') Union (des) Soulons. In deutscher Sprache: revolutionäres Volk, welches sich sehr stark dem Verein der Säufer verbunden fühlt.

ub