Pressecommuniqué Erklärung zum Farbanschlag auf das Soldatendenkmal in Frauenfeld

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Wir haben in der Nacht auf den 4. Juni das Soldatendenkmal in Frauenfeld mit Farbe angegriffen. Wir wollten nicht hinnehmen, dass das gigantische Militaristenspektakel, offiziell "Armeetag '98" genannt, völlig oppositions- und reibungslos über die Bühne geht, und mit dieser symbolischen Aktion ein Zeichen setzen.

Soldatendenkmal vor dem Thurgauer Staatsarchiv in Frauenfeld, Schweiz. Inschrift: Das Thurgauervolk seinen im Dienste fürs Vaterland verstorbenen Söhnen. 1914 - 1919.
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Soldatendenkmal vor dem Thurgauer Staatsarchiv in Frauenfeld, Schweiz. Inschrift: Das Thurgauervolk seinen im Dienste fürs Vaterland verstorbenen Söhnen. 1914 - 1919. Foto: Pingelig (CC BY-SA 3.0 unported - cropped)

25. September 1998
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Das Soldatendenkmal wurde zum Gedenken derjenigen Thurgauer Soldaten errichtet, die 1918 während des Generalstreiks in Zürich und anderswo gegen streikende Arbeiterlnnen hätten vorgehen sollen, dann aber der Grippeepidemie zum Opfer gefallen sind.

Deutlicher gezeigt hat sich die Rolle und Funktion der Armee zur Aufrechterhaltung der Inneren Ordnung/Sicherheit - mit Ausnahme des Massakers an antifaschistischen DemonstrantInnen in Genf 1932 - nie mehr. Heute sieht die Armee ihre Rolle darin, die Möglichkeit zukünftiger Störung der Inneren Sicherheit schon an den Landesgrenzen aufzuhalten, wie es die Debatte um "Asylnotstand", "Notrecht" und "Militär an die Grenze" deutlich zeigt.

Dies zu einem Zeitpunkt, wo auf Hochtouren abgeschoben wird, auch dorthin, wo Tausende derzeit fliehen (Kosovo, Kurdistan). Die Politikerlnnen zeigen mit ihrer Ausschaffungspolitik, wie man ihre Entschuldigungen einzustufen hat, wie leid es ihnen um abgewiesene jüdische, fahrende u.a. Flüchtlinge während des Zweiten Weltkrieges tut. 50jährige Altlasten "bewältigen" und gleichzeitig die Festung Schweiz in der Festung Europa noch dichter machen.

Mal abgesehen vom unglaublichen Rechtsruck in den Parteien (SP, Grüne,...) ist es eh egal, was für eine Flüchtlingspolitik betrieben wird. Sie bleibt Flüchtlingspolitik und reduziert als solche Menschen in ihrem ganzen subjektiven Reichtum zu objektivistischen Verwaltungseinheiten, macht sie zu einem "Problem", das "gelöst" werden muss. Es gibt keine gute Flüchtlingspolitik, denn sie ist immer wertend, ausgrenzend und rassistisch.

Armeen sind immer auch Männerbünde und somit Garanten patriarchaler Herrschaft. Als Männerbund bildet die Armee einen Extremfall. Zucht, Ordnung, Disziplin, Hierarchie, Gehorsam bis zum Tod und darüber hinaus im Gedenken daran. "Was dich nicht umbringt, macht dich stärker."

Die kontrollierbare, aggressive, stählerne Tötungsmaschine. Mann und Krieger.

Männer, die Aufgrund von Rationalisierung und Automatisierung aus dem Lohnarbeitssektor ausgeschieden werden, kompensieren ihren Identitätsverlust mit einer "Ramboisierung", mit verstärkter patriarchaler Gewalt vor allem in heterosexuellen Paarbeziehungen. Männergewalt beginnt nicht mit einer Vergewaltigung, sondern beim Frauenbild und beim Blick des Mannes auf die Frau als ihm gehöriges Objekt.

Die Erklärung wurde von der Redaktion gekürzt

ub